Rezension

One day more to revolution

Die Rebellion von Laterre - Jessica Brody, Joanne Rendell

Die Rebellion von Laterre
von Jessica Brody Joanne Rendell

Bewertet mit 4 Sternen

Als die Menschen einst nach Laterre kamen, hatten sie die Hoffnung auf ein besseres Leben. Davon ist mittlerweile nicht mehr viel übrig geblieben. Das Leben wird von einer Drei-Klassen-Gesellschaft aus herrschender Elite, arbeitender Bevölkerung und denen, die in bitterer Armut leben geprägt. Wer sich gegen diese Ordnung auflehnt, wird hart bestraft. Allerdings brodelt es in der Gesellschaft und die Revolution kündigt sich langsam aber unaufhaltsam an. Inmitten dieser unruhigen Zeit leben die Diebin Chatine, der junge Offizier Marcellus und die behütete Alouette. Ihre Wünsche nach Liebe, Freiheit und Gerechtigkeit binden die drei schon bald stärker ans Geschehen, als sie es selbst je geahnt hätten.

 

Die Parallelen zu „Les Misérables“ sind unübersehbar. Sowohl in den Figuren, als auch in der Struktur der Handlung. Wer den, auch liebevoll als Backstein bezeichneten, Klassiker von Victor Hugo kennt, der findet sofort die Gemeinsamkeiten und wird auch die eine oder andere Wendung vorausahnen können. Hinzu kommen Begriffe wie „flic“ (ugs. Bulle), die der französischen Umgangssprache entnommen sind oder Worte wie „vangarde“, die vom englischen „vanguarde“ (Vorreiter) ins Französische übertragen wurden, und den französischsprachigen Kontext unterstützen. Trotzdem ist „Die Rebellion von Laterre“ kein zweites „Les Misérables“ in einem Science-Fiction Setting, sodass auch diejenigen, die mit Victor Hugos Roman nicht vertraut sind, sich problemlos in der Geschichte zurechtfinden. Zusätzlich bietet die gesellschaftskritische Ebene einigen Stoff zum Nachdenken.

 

„Laterre“ oder besser „la terre“? Dass der Planet auf dem die Geschichte spielt, nach dem französischen Wort für „die Erde“ benannt ist, kann man wohl kaum als zufällig bezeichnen. Genau wie Victor Hugo sich nicht mit Gesellschaftskritik zurückgehalten hat, findet sich auch einiges davon in dem Roman von Jessica Brody und Joanne Rendell. Dadurch, dass die beiden Autorinnen das Paris von 1832 auf einen fernen Planeten versetzen und die Ereignisse in einen Science-Fiction Kontext verpacken, ändert nichts an den menschenunwürdigen Bedingungen innerhalb der Erzählung. Die Drei-Klassen-Gesellschaft in der Geschichte kennt weder Mitleid noch Mitgefühl. Jeder ist sich selbst der Nächste. In Anbetracht der Tatsache, dass Laterre der Menschheit einmal Hoffnung gegeben hat und als Zufluchtsort gedacht war, eine traurige Entwicklung. Auch wenn Fantasy dazu beiträgt, Ereignisse vom Alltag zu entfremden, steht hier der Wunsch nach einer menschlicheren Welt klar im Mittelpunkt.