Rezension

Ordentliches Buch zum Thema 'Suizid'

Tote Mädchen lügen nicht - Filmausgabe - Jay Asher

Tote Mädchen lügen nicht - Filmausgabe
von Jay Asher

"Tote Mädchen lügen nicht" stand schon lange auf meiner Wunschliste, und als ich herausgefunden habe, dass eine Netflix-Serie dazu erscheinen soll, da landete schwuppdiwupp das Buch in meinen Händen. Der Klappentext klang äußerst vielversprechend und deswegen ging ich mit großen Erwartungen an den Roman heran. Ob er diese halten konnte, das erfahrt ihr in der folgenden Review. 
Das Szenario, das uns der Autor uns in seinem Roman bietet, ist unbestreitbar fesselnd und klug. Er verpackt eine logisch durchdachte Handlung und führt v.a. ein jüngeres jugendliches Zielpublikum näher an das Tabu-Thema "Suizid" hin. Dieses beschreibt er doch glaubwürdig und beschönigt es nicht. 
Der Protagonist von "Tote Mädchen lügen nicht" ist in Ordnung. Das sage ich deshalb nicht so gewohnt überschwinglich, da ich mit ihm keine Probleme hatte, was daran lag, dass er keine herausstechende eigene Identität hatte. Ich hätte hier erwartet, dass der Autor tiefer geht und auch an Emotionen einige Schippen drauflegt. Denn ich will mir gar nicht vorstellen, was in mir vorgehen würde, wenn ich in Clays Haut steckte. 
Hannah hingegen kommt mir äußerst lebendig, was schon fast ironisch ist, und realistisch vor. Sie besticht durch ihre fast schon lockere und humorvolle Art und ich könnte mir sehr gut vorstellen, mit ihr befreundet oder gar zusammen zu sein. Sie ist auch das Glied in dem Buch, das die Handlung vorantreibt. 
Was mich auch schon zu meinem nächsten anzusprechendem Punkt bringt: die Handlung. Es ist klar, dass es in diesem Buch keine große handfeste Storyline gibt, sondern sich alles nur um Hannah und den Grund, genau genommen dreizehn, dreht. Dennoch fühlt es sich nach Beendigung des Buches so an, als würde irgendetwas fehlen. Das liegt nicht nur an der dürftigen Handlung, sondern auch an der Auflösung des Ganzen. Ich würde diesen Punkt sehr gerne vertiefen, aber das wäre groß gespoilert. 
Schade auch, dass man die Protagonisten davor noch nicht kennen lernen durfte, denn nun erfährt man vor ihnen erst dadurch, dass Hannah ihre Fehler aufzählt. Es hätte meiner Meinung nach einen tollen Effekt gegeben, wenn man das Umfeld von Hannah davor schon näher beleuchtet hätte, und dann die Auflösung bekommt. Denn so konnte ich mich nicht in Hannah hineinversetzen, da ich sie davor noch gar nicht kannte und überhaupt keine persönliche Bindung zu ihr besaß. 
Natürlich könnte man den eben genannten Kritikpunkt auch in eine positive Anmerkung umwandeln, denn es ist auch schon interessant, dass das Leben rund um Hannah für die Protagonisten und den Leser erst nach dem Tod bekannt wird. 
 
Fazit:
 
"Tote Mädchen lügen nicht" ist insgesamt ein doch lesenswertes Buch, das das Thema "Suizid" gerecht verdeutlicht, ohne es zu beschönigen. Trotz dürftiger Handlung, einem eindimensionalen Protagonisten, zu wenig Tiefgang und einer enttäuschenden Auflösung spreche ich hier eine Leseempfehlung für alle aus, die sich nach dem Klappentext angesprochen gefühlt haben.