Rezension

Orientalisch angehauchte Fantasy um Liebe, Verrat und Macht

Die letzte Königin - Das schlafende Feuer - Emily R. King

Die letzte Königin - Das schlafende Feuer
von Emily R. King

 

Im Auftaktband ihrer Reihe um „Die letzte Königin“ entführt Emily R. King ihre Leser in das Land Tarachand, das vom Rajah Tarek regiert wird. Dieser hat sich seine hundertste und damit letzte Ehefrau ausgesucht. Seine Wahl fiel auf die achtzehnjährige Kalinda, die als Waise in einer Art Kloster großgezogen wurde und nun gegen die Kurtisanen des Rajah kämpfen muss, um ihren Platz als Rani des Rajahs zu behaupten. Von einem ruhigen, abgeschiedenen Ort in den Bergen in den menschenüberfüllten, von Intrigen durchzogenen Palast der Türkise zu ziehen, fällt Kali sehr schwer. Doch sie hat keine Zeit, ihrem Heimweh zu erliegen, da sie mehr Feinde hat, als sie zählen kann, immer wieder von merkwürdigen Fieberschüben gequält wird und sich auch noch Hals über Kopf in den Hauptmann Deven Naik verliebt hat. Eine Liebe, die verboten ist und sie beide den Kopf kosten könnte…

 

Das gesamte Buch wird aus der Ich-Perspektive von Kalinda erzählt, sodass man ihre Erlebnisse hautnah miterleben kann. Der Schreibstil der Autorin ist sehr schön und hat mich gleich in die Geschichte gezogen, da sie vor allem Orte wunderbar und bildlich beschreiben kann, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. Die Welt, die sie zeichnet, ist sehr interessant und erinnert ein wenig an den Orient mit Wüsten, Saris, prächtigen Farben und Turbanen. Wie sie diese Welt mit einer Religion um Götter und dazu noch Dämonen verflochten hat, hat mich wirklich fasziniert und begeistert.

 

Allerdings war es mir manchmal ein wenig zu viel des Guten, da so viele Namen, Götter und Geschichten vorkamen, die sich dann mal als wahr oder doch als unwahr erwiesen. Dadurch weiß ich jetzt immer noch nicht so recht, wie genau diese Welt und Religion eigentlich aussehen, wie die Götter das Handeln der Menschen beeinflussen. Greifen sie tatsächlich ein oder ist es eher nur ein Glaube? Wie entstand er? Wie sieht die Welt aus? Neben Tarachand scheint es noch andere Länder zu geben, aber wie das alles zusammenhängt wurde leider nicht erklärt. Hier hätte ich mir eine Karte dieser erdachten Welt gewünscht und vielleicht auch ein Register der Götter mit einer kurzen Erklärung zur Übersicht. Dadurch, dass für mich noch so viele Fragen offen sind, bin ich natürlich gespannt auf den zweiten Band und hoffe, dass man dort noch mehr Details über diese wirklich interessante Welt erfährt.

 

Der Plot an sich hat mir gut gefallen, die Geschichte schreitet recht schnell voran und es passiert immer etwas. Es gab keine größeren Längen, sondern immer neue Fragen, Erkenntnisse und Verschwörungen, sodass ich weiterlesen wollte, um zu erfahren wie es weitergeht.

 

Ein großes Manko waren für mich jedoch Emotionen und Leidenschaft. Beides habe ich einfach nicht spüren können. Kalindas Emotionen und Gedanken erfährt man teilweise, aber es fehlt immer irgendwie die Kraft oder eben Leidenschaft dahinter. Ohne etwas über die Geschichte zu verraten, ist es schwer, das näher zu erläutern, aber es gibt mehrere Szenen, in denen zwei der Charaktere überraschend aufeinander treffen und obwohl sie beispielsweise eine bewegte Vergangenheit haben, sich jahrelang nicht gesehen haben, unterhalten sie sich ganz normal und nichts deutet auf ihre Gefühle hin, es gibt keine Überraschung, keine Trauer, keine Bestürzung…nichts. Es geht nur um die Handlung und darum diese weiter voranzubringen. Dadurch wirkten diese Situationen auf mich etwas hölzern und auch bei mir konnten dementsprechend keine Gefühle aufkommen. 

 

Die Geschichte an sich, der Schreibstil und die erdachte Welt mit ihrer Magie und Intrigen, hat mich jedoch so fasziniert und in ihren Bann geschlagen, dass ich das Buch in einem Rutsch verschlungen habe und mich jetzt frage, wie es mit Kalinda und ihrer Gruppe weitergeht. Daher vergebe ich trotzdem vier Sterne und hoffe, dass im zweiten Teil mehr Emotionen zu finden sind. 

 

Vielen Dank an Netgalley und den LYX Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.