Rezension

Originell und großartig

Max - Markus Orths

Max
von Markus Orths

Bewertet mit 5 Sternen

„Jede Idee, die sich nicht innerhalb von drei Sekunden zeigt, ist von der Zensur des Verstandes verseucht und somit zu verwerfen.“
Das habe ich durch dieses Buch gelernt, wie so vieles andere auch, und werde es beherzigen.

Max Ernst, ein berühmter Künstler, ein Ausnahmemensch, ein Eigenbrötler, Egozentriker, Frauenheld, Freigeist, Surrealist. Wer war der Mann und wie denkt so jemand? Das zeigt dieses Buch eindrucksvoll. 
Es beginnt in seiner Jugend und erzählt tatsächlich sein ganzes Leben, sowie das der Frauen, die für ihn wichtig waren, dabei sind Gala Éluard (spätere Dalí), Peggy Guggenheim oder Dorothea Tanning.
Man entdeckt mit ihm gemeinsam den Dadaismus, eine schwer zugängliche Kunstrichtung, aber man kann tatsächlich verstehen, was diese Künstler an- und umtreibt im Köln der 20er Jahre.
In den 30ern treffen sich Surrealisten in Paris im Cafe de Flore, und dann versprengt der zweite Weltkrieg diesen Künstlerclub, weil er mutmaßlich entartete Kunst verbreitet.

Markus Orths schreibt wunderbar, plastisch, poetisch, originell. Das Lesen ist ein Spaß. Zwischenzeitlich gibt es auch nahezu stichwortartige Passagen, Impressionen, die witzig sind und dabei so atmosphärisch. Man beschäftigt sich wohl nicht mit Dadaisten, ohne dass es Spuren hinterlässt. Oder schreibt er immer so? Ich muss noch ein Buch von ihm lesen.
Gleichzeitig schafft er es, auf ganz eigene Art Gefühle zu vermitteln. Ich habe noch nie so nachvollziehbar und anrührend gelesen, wie jemand verrückt wird.

Dieses Buch ist genial. Man taucht ein in das Leben eines Künstlers, lernt viel über den Menschen sein Schaffen, aber auch über zahlreiche schillernde Zeitgenossen, die seinen Weg kreuzten. 
Wo sich Künstler und Poeten tummeln, kursieren auch unendlich viele kluge Gedanken, auch die nimmt man mit, freut sich und staunt. 
Und dann erzählt es noch vom zweiten Weltkrieg, von Verfolgungen, Internierungen und Flucht, aus einer ganz ungewohnten Sicht. Erschütternd und großartig.

„Max“ ist ein tolles, ungewöhnliches Buch, klug, anrührend und auch komisch, und gehört zu meinen diesjährigen Lesehighlights.

Kommentare

LySch kommentierte am 02. Dezember 2017 um 00:22

Wow, das klingt aufregend und wundervoll!! Tolle Rezi, das wandert nun auf die WuLi! :)

Steve Kaminski kommentierte am 05. Dezember 2017 um 09:15

Eine schöne Rezi! Anscheinend muss man (sollte ich) dieses Buch wirklich lesen!

Sursulapitschi kommentierte am 05. Dezember 2017 um 10:42

Vielen Dank. Wenn du mich fragst, solltest du auf jeden Fall.