Rezension

Originell, witzig & magisch

Das Mädchen, das den Mond trank - Kelly Barnhill

Das Mädchen, das den Mond trank
von Kelly Barnhill

Bewertet mit 4 Sternen

Bereits das Cover des Kinderbuches „Das Mädchen, das den Mond trank“ von Kelly Barnhill konnte mich verzaubern. Man sieht, mit wie viel Herzblut der Umschlag gestaltet wurde, denn der Mond wirkt durch die Veredelung des Papiers fast so, als würde er wirklich im Dunklen leuchten. Auch der Inhalt kann sich sehen lassen. Die Geschichte von Luna und der Hexe Xan punktet mit vielen zauberhaften Charakteren und einem süßen Schreibstil.

Jahr für Jahr opfert das Protektorat ein neugeborenes Kind, um die böse Hexe im Wald in Schach zu halten. Doch Xan ist alles andere als böse und versteht nicht, warum immer wieder Babys im Wald ausgesetzt werden. Aus Mitleid rettet sie jedes einzelne Kind. Bis sie eines Tages einen fatalen Fehler macht. Aus Versehen füttert sie ein kleines Mädchen mit Mondlicht, das nichts anderes ist als pure Magie. Und da Magie bekanntlich unberechenbar ist, beschließt Xan die kleine Luna selbst aufzuziehen. In Luna wächst eine große Macht heran, die sich an ihrem dreizehnten Geburtstag voll entfalten wird. Doch Xan ist nicht mehr die Jüngste und ihr eigenes Ende rückt immer näher. Aber wer außer Xan würde Jahr für Jahr die ausgesetzten Kinder retten und Luna auf den Ausbruch ihrer Magie vorbereiten? 

Der Einstieg in das Buch ist mir durch den wunderbaren Schreibstil von Kelly Barnhill sehr leicht gefallen. Bereits die Kapitelüberschriften machen neugierig auf die Handlung, wie beispielsweise „Kapitel 9, in dem einiges schiefgeht“. Der Schreibstil ist einfach und zugleich witzig und originell. Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht. Die Autorin punktet mit vielen zauberhaften und charmanten Charakteren. Neben Xan und Luna gibt es viele weitere Protagonisten, da es sich um eine Mehrgenerationengeschichte handelt. Besonders das sechsarmige Sumpfmonster Glerk, das Gedichte liebt, und der wirklich winzige Drache Fyrian, der sich für riesig und furchteinflößend hält, sind mir sofort ans Herz gewachsen. In der von Kelly Barnhill erschaffenen Welt gibt es viel zu entdecken, was Kinderherzen höherschlagen lässt. Neben Hexen, Drachen und Sumpfmonstern überzeugen auch die verschiedenen Schauplätze. Die Autorin führt den Leser auf eine Reise durch ein nebelverhangenes Dorf, über dem eine Wolke der Traurigkeit hängt, einen gefährlichen Wald voller Tücken, giftiger Dämpfe und Fallen, bis hin zu Glerks Sumpf in der Mitte des Waldes. Und natürlich gibt es jede Menge Magie, die sich mit vielen Gesichtern zeigt. Mal zauberhaft, mal bösartig und durchtrieben oder auch kindlich und unschuldig: »„Sieh mal, Großmama!«, rief Luna. »Ein Vogel! « Und schon wurde aus einem Baumstumpf ein sehr großer, sehr rosafarbener und sehr verdutzt dreinblickender Vogel, der, Flügel und Beine von sich gestreckt, auf dem Boden hockte, als sei er schockiert über seine eigene Existenz.“

Fazit: Kelly Barnhill hat mit „Das Mädchen, das den Mond trank“ eine märchenhafte und originelle Geschichte voller Witz und charmanter Charaktere geschaffen. Besonders das sechsarmige Sumpfmonster Glerk und den winzigen Drachen Fyrian muss man sofort ins Herz schließen. Einen kleinen Punkteabzug gibt es für das Ende, da es für ein Kinderbuch doch recht traurig ist und für die zwischenzeitlich aufkommende düstere Atmosphäre. Beides hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan, passt aber nicht so recht zu der Altersangabe von ab 10 Jahren.