Rezension

Originelle Mischung aus Abenteuer- und Liebesroman - ein magischer Jugendroman, der nicht von Fantasyelementen überfrachtet ist

107 Schläge pro Minute - Zsóka Schwab

107 Schläge pro Minute
von Zsóka Schwab

Bewertet mit 4 Sternen

Die achtzehnjährige Romina Winter leidet an einer mysteriösen Krankheit. Sobald ihr Puls auf mehr als 107 Schläge pro Minute steigt, fällt sie in Ohnmacht. Ihre Mutter ist deshalb stets in Sorge um ihr Wohlergehen und lässt Romy seit der sechsten Klasse zu Hause unterrichten. Romy wuchs dementsprechend isoliert auf und ist zunehmend genervt davon, derart eingesperrt zu sein. 

Ihr neuer Lateinlehrer Adam Schmidt ist eine willkommene Abwechslung in ihrem eintönigen Alltag. Er wirkt auf den ersten Eindruck arrogant und fordert Romy damit heraus. Deren Ehrgeiz, mehr zu lernen, wird geweckt, was aber auch daran liegt, dass Adam sie an ihren Schwarm Edmond Dante erinnert. Immer öfter steigt Romys Puls dramatisch an und oft weiß sie nicht mehr, ob sie in Ohnmacht gefallen ist oder geträumt hat, wenn sie Edmonds bzw. Adams Gesicht vor Augen hat und von einer seltsamen Frau mit grünem Hut angestarrt wird. 

"107 Schläge pro Minute" ist ein Jugendroman mit Fantasyelementen. Protagonistin Romy ist eine sympathische Heranwachsende, die überbehütet aufgewachsen ist und sich zunehmend mehr Freiheiten herausnimmt. Dabei setzt sie sich aber aufgrund ihrer Erkrankung der Gefahr aus, in Ohnmacht zu fallen, denn mehr Aufregung führt zu einer erhöhten Herzfrequenz. Beruhigend wirkt das Antlitz von Edmond Dante auf sie, weshalb sie das Buch "Der Graf von Monte Christo" stets bei sich führt. Dass ihr neuer Lateinlehrer Adam Schmidt ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, kann dabei kein Zufall sein. Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, zwischen Traum und Wirklichkeit, beginnen zu verfließen, wenn Romy ihren Puls nicht mehr unter Kontrolle hat. 

Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, die trotz aller Mystik nicht fernab der Realität ist. In Romy, die ihre Grenzen austestet, kann man sich sehr gut hineinversetzen. Man spürt ihren rang nach Freiheit und danach, Dinge auszuprobieren, denn bisher durfte sie kaum allein das Haus verlassene. Zudem ist es spannend zu erfahren, was es mit dem rätselhaften Adam Schmidt auf sich hat, der Romy als Person wahrnimmt und nicht wie viele andere ihre Krankheit in den Fokus rückt. 

Das Buch ist zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar und man ahnt nicht, in welche Richtung es gehen könnte. Ist es eine Liebesgeschichte? Ein Abenteuerroman? In welche Gefahren begibt sich Romy durch ihre Krankheit oder ihre besondere Beziehung zu Adam, die offenbar von einer unbekannten Frau missbilligt wird? 

"107 Schläge pro Minute" ist eine originelle Geschichte, die sich magisch anfühlt, aber nicht von Fantasyelementen überfrachtet ist. Sie regt die Fantasie des Lesers an und macht neugierig darauf zu erfahren, wie sich die Ungereimtheiten um Romys Lateinlehrer und die Rolle der mysteriösen Dame letztlich erklären.