Rezension

Origineller Serienauftakt aus Dänemark

Leichenblume -

Leichenblume
von Anne Mette Hancock

Bewertet mit 5 Sternen

Heloise Kaldan muss aktuell um ihren Job als Investigativ-Journalistin fürchten, als sie einen beunruhigenden Brief aus Frankreich erhält. Die Absenderin Anna Kiel wird als Mörderin eines prominenten dänischen Anwalts gesucht und war bislang untergetaucht. Seit Touristen Anna in Südfrankreich auf einem Markt erkannten, läuft der jungen Frau die Zeit davon. Sie muss sich offenbar den Zugang zu bestimmten Dokumenten erarbeiten, bevor sie in Frankreich verhaftet werden kann und zugleich Kontakt zu Heloise aufnehmen. Auch für die Journalistin läuft die Uhr. Sie wird sich entscheiden müssen, ob sie den rätselhaften Fall Anna Kiel lösen und als erste deren Geschichte veröffentlichen kann – oder ob sie mit den Ermittlern um Erik Schäfer kooperiert, die natürlich zuerst einen Täter überführen wollen und eine Journalistin zwischen den Füßen eher lästig finden. Je tiefer Heloise sich in den Fall Christoffer Mossing und Anna Kiel einarbeitet, umso bedrohlicher entwickelt sich die Recherche für sie selbst. Dass Heloises Kollege Ulrich im Zusammenhang mit dem Fall Anna K. sogar seinen Beruf aufgegeben hat, sorgte bei mir als Leser für eine kräftige Gänsehaut … Während in Dänemark Heloise Anna Kiels Motiven hinterher recherchiert, wird ihr Ex-Kollege tot aufgefunden. Schäfers Ermittlungsgruppe sucht nun außer nach dem Motiv für Mossing juniors Tod vor allem, wer so dringend Journalisten zum Schweigen bringen will. Nach Christoffer Mossings Tod bezweifelten die Ermittler, dass seine Mörderin selbstständig gehandelt hätte, konnten jedoch bisher keinen Auftraggeber überführen. Nun geht es um die Frage, wer reich und mächtig genug ist, um eine ganze Stadt in Angst zu versetzen, indem er Ermittler wie Journalisten mit sehr persönlichen Informationen unter Druck setzen lässt. Anne Mette Hancocks Leser sind Erik Schäfer und Heloise Kaldan zwar stets um den Einblick in Annas Gedanken voraus, kommen den Zusammenhängen jedoch längst nicht auf Spur.

Anne Mette Hancock hat beste Aussichten, sich zum Star am europäischen Krimi-Himmel zu entwickeln. Sie siedelt ihren komplexen Fall am Schnittpunkt zwischen Enthüllungsjournalismus und Ermittlungsroutine an, entwickelt glaubwürdige Figuren und amüsiert ihre Leser mit originellen Dialogen. Schäfers unschuldiges „ich habe keine Vorurteile, aber meine Verdächtigen zwingen mir das Schubladendenken geradezu auf“ z. B. hat mich köstlich amüsiert. Heloise wie auch Erik Schäfer wecken meine Neugier auf den bereits angekündigten Folgeband. Obwohl ich Schäfer im Geheimen doch zutraue, den mafiösen Zuständen in seiner Heimatstadt eine lange Nase zu zeigen und in die Karibik auszuwandern …