Rezension

Owen und die Piratin

Die kulinarischen Anwendungsmöglichkeiten einer Kanonenkugel - Eli Brown

Die kulinarischen Anwendungsmöglichkeiten einer Kanonenkugel
von Eli Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Owen Wedgwood ist Koch bei Lord Ramsey und zufrieden mit dem, was er macht und wo er lebt. Bis eines Tages die Piratin Hannah Mabbot in dessen Haus eindringt und so gut wie alle ermordet, voran Lord Ramsey. Mit schlotternden Knien übersteht Owen das Massaker und wird kurz darauf von Hannah Mabbot auf deren Schiff entführt, das auch kurz darauf ablegt.
Owen ist aber nicht für die See gemacht, ihm wird schlecht auf dem Wasser und er ist alles andere als glücklich über seine momentane Situation.
Hannah Mabbot ist die Kapitänin auf dem Schiff, berühmt und berüchtigt. Sie kommandiert schon lange das Schiff und die Besatzung ist ihr ergeben.
Owen hat sie auf ihr Schiff entführt, damit er ihr an jedem Sonntag ein vernünftiges Menü kocht. Schmeckt es, ist alles gut, schmeckt es nicht, wird er um einen Kopf gekürzt. Eine Option, die ihm so gar nicht gefällt und so ist er bestrebt, aus Nichts, ein Essen zu bereiten, das der Kapitänin genehm ist.

Während die Kapitänin ihre eigenen Interessen verfolgt, sie will unbedingt den Fox, ebenfalls einen Piraten, fangen, lässt Owen nichts unversucht, vom Schiff zu flüchten und nutzt jede sich ihm bietende Chance.
Aber wird es ihm gelingen, die Freiheit wieder zu erlangen? ...

Während sich Owen die ganze Woche überlegt, was er Hannah Mabbot am Sonntag vorsetzen soll, obwohl die Vorräte an Bord recht dürftig und so gar nicht für kulinarische Ausflüge geeignet sind, dreht sich in seinem Kopf auch alles um seine Flucht. 
Er war dabei, als die Kapitänin seinem Arbeitgeber, Lord Ramsey, eine Kugel durch den Kopf gejagt hatte und macht sich wegen ihrer Grausamkeiten keinerlei Illusionen. Er verachtet sie und was sie darstellt. Hilflos muss er ebenfalls zusehen, wie andere Schiffe gekapert werden und die Besatzung ermordet.
Was er nicht wirklich verstehen kann, ist ihre krampfhafte Suche nach Fox, dem anderen Piratenkapitän.
Während eines seiner Fluchtversuche kommt er einem Geheimnis auf die Spur und einige Zusammenhänge sind ihm klar. Auch wenn ihm sein ehemaliger Arbeitgeber inzwischen in einem anderen Licht erscheint, will er nichts sehnlicher, als nach Hause, wo auch immer es nunmehr sein möge.

Der Autor Eli Brown entführt Owen und seine Leser in die Zeit, als Piraten die Häfen und das Meer unsicher machten. Zu Beginn des 19. Jhs. ist der stärkere auf See der Sieger. Macht, Manipulationen, Gier machen es einzelnen leicht, sich unter dem Mäntelchen des Rechtschaffenen an anderen zu bereichern und sogar politisch an den jeweiligen Strängen zu ziehen.

Bewundernswert ist Owen und sein Wirken in der Küche. Er ist wie ein Gott, der aus fast nichts noch etwas kreieren kann. Bei den genannten Gerichten lief selbst mir das Wasser im Mund zusammen, so dass es im nachhinein nicht verständlich ist, warum es keinen Anhang mit den Rezepten gibt. Das wäre der absolute Clou gewesen.

Das Buch hat von allem ein wenig. Ein bisschen Geschichte, eine Piratengeschichte, wie man sie sich wünscht, Abenteuerfeeling, ein paar Geheimnisse, eine zarte Liebe und vor allem Spannung.
Niemand ahnt, wie das Buch enden wird. Auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte, erscheint es mir, so wie es ist, glaubhaft.
Anfangs empfand ich das Buch als ein wenig langatmig, aber einmal richtig Seeluft geschnuppert, nahm es dann doch bald Fahrt auf und schipperte mich bis zum Ende in seinen Gewässern.