Rezension

Packend

American Dirt - Jeanine Cummins

American Dirt
von Jeanine Cummins

Bewertet mit 4 Sternen

Ich war neugierig auf dieses Buch, gerade weil es große Diskussionen ausgelöst hat. Wobei ich nicht alles darüber gelesen habe, zu wenig weiß und mir auch deswegen kein Urteil erlauben kann. Daher kann ich auch nur sagen, was das Buch in mir ausgelöst hat.

Der Anfang hat mich schon nicht zu Atem kommen lassen und ich wusste vor lauter Fassungslosigkeit kaum noch was geschieht. Der achtjährige Luca und seine Mutter Lydia überleben in Acapulco als einzige ein Massaker. Das Drogenkartell ermordet brutal und kaltblütig sechzehn Familienmitglieder, die sich für eine Geburtstagsfeier im Garten versammelt hatten. Instinktiv weiß Lydia sofort, dass sie mit ihren Sohn fliehen muss, weil auch ihr Leben in Gefahr ist. Sie packt mechanisch die nötigsten Sachen, um sich nicht von der Trauer überwältigen zu lassen und es beginnt eine atemlose Flucht durch Mexiko.

Der Schreibstil ist sehr fesselnd, spannend und bildgewaltig. Die vereinzelnd spanischen Begriffe und Sätze haben mich nicht gestört, eher im Gegenteil. Sie haben das Geschehen für mich lebendig gemacht.
Mehr als einmal musste ich während der Flucht von Lydia und den kleinen Luca schlucken, die beiden erfahren selbstlose Hilfsbereitschaft genauso wie kalte Härte und abscheuliche Übergriffe.
Als Lydia nichts anderes übrig bleibt, als mit dem Güterzug „La Bestia“ mitzufahren, habe ich mitgezittert, ob die beiden und auch Rebecca und Soledad, zwei Schwestern, die Lydia und Luca kennenlernen, diese lebensgefährliche Art der Reise schaffen. Es hat mich aber auch sehr betroffen und nachdenklich gemacht und die Bilder, die ich dabei vor Augen hatte, haben mich erschüttert. Die Gefahren, denen die Migranten ausgesetzt sind, sind schon enorm und kaum vorstellbar. Selbst wenn sie es schaffen, der Polizei oder dem Kartell zu entkommen wird deutlich, dass das Misstrauen anderen Menschen gegenüber ein ständiger und auch notwendiger Begleiter ist und sein muss.

Lydia erinnert sich öfter an ihr früheres, relativ sorgloses Leben, an ihren Mann, und auch an eine besondere Freundschaft, die ich aber doch ein bisschen befremdlich fand.

Der Weg schließlich über die Grenze, durch die Wüste ist nicht minder gefährlich und ich habe die Hitze, den Durst, die Hoffnung, aber auch die Mutlosigkeit schon richtig spüren können. Und auch die Angst und die Sorge, an einen gerechten –so lange man das überhaupt sagen kann- Schmuggler zu geraten wird mehr als deutlich.

Das Ende hat mir gefallen, insgesamt lässt mich die Geschichte aber auch sehr nachdenklich zurück.