Rezension

Packende Familiengeschichte voller Geheimnisse, Zerwürfnisse, politischer Eindrücke & interessanter Einblick in das Kuba von 1959 und 2017.

Nächstes Jahr in Havanna - Chanel Cleeton

Nächstes Jahr in Havanna
von Chanel Cleeton

Bewertet mit 5 Sternen

Was ist Heimat?

Inhalt:

Die politische Lage in Kuba ändert sich und die Zukunft des Plantagenbesitzers Emilio Perez erscheint ungewiss und bedrohlich. 

Gemeinsam mit Frau und Töchtern verlässt er 1959 Havanna und flüchtet in die USA. Die Jahre verstreichen, aber die Hoffnung, nach Fidel Castros Tod wieder Kuba zurückzukehren, bleibt.

Eine der Töchter, Elisa, hält diesen Wunsch bis zu ihrem Sterbebett im Herzen.

Elisas Enkelin Marisol macht sich 2017 zum ersten Mal in ihrem Leben auf den Weg nach Kuba. Sie möchte den letzten Wunsch ihrer Großmutter erfüllen und deren Asche in Havanna verstreuen. 

Marisol lernt das Land und seine Bewohner kennen, deren Lebensfreude trotz politischer Unsicherheiten und Einschränkungen anhält. 

Sie verliebt sich nicht nur in das Land, von dem ihr Elisa immer wieder vorgeschwärmt hat.

 

Mein Eindruck:

Die Handlungsstränge der beiden Protagonistinnen Elisa Ende der 1950er Jahre und der Enkelin Marisol im Jahr 2017 wechseln immer wieder, so dass der Leser mit jedem Zeitsprung tiefer in die Geheimnisse der Familie hineingeführt wird. 

Um einen Überblick zu erhalten, wäre zu Beginn ein Stammbaum der Familie Perez hilfreich gewesen. Emilio Perez ist das Oberhaupt der Familie und Teil eines seit Generationen bestehenden Zucker-Imperiums. Seiner Familie fehlt es an nichts und doch werden mit dem Machtwechsel die Grenzen neu gezogen und die Zukunft für die Familie sieht alles andere als rosig aus. Die Flucht ins freiwillige Exil, die Ereignisse, die dazu führen, und der innere Konflikt, die Heimat und geliebte Menschen zu verlassen, sind realistisch, berührend und fesselnd beschrieben.

Dank des flüssigen und spannenden Erzählstils verliert man trotz der Schnelligkeit der Story nie den Faden und erhält zusätzlich interessante Einblicke sowohl in das Leben der Kubaner im Heute sowie zur Zeit der Revolution kurz vor dem Machtwechsel Batista/Castro.

Abwechslungsreich gestaltet wirkt die Handlung - trotz vieler politischer Wirrungen - nie eintönig. Ein wenig Hintergrundwissen schadet hierbei aber nicht.

Besonders die Parallelen zwischen Elisa und Marisol sind wunderbar herausgearbeitet: beide sind starke und kämpferische Frauen und beide verlieren in politisch schweren Zeiten ihr Herz an einen Revolutionär und müssen eine Entscheidung treffen.

Wer sich für Familiensagas, politische Dramen und die Geschichte Kubas interessiert, den erwartet eine spannende Familiengeschichte (inkl. Tragik, Hingabe zum eigenen Land, Dramatik und Herzschmerz).

Das Nachwort der Autorin gibt der ganzen Geschichte eine zusätzlich persönliche Note.

 

Fazit:

Der Beginn einer Familiensaga voller Geheimnisse, politischer Intrigen und voller Leidenschaft für Kuba

Der Roman ist nicht nur unterhaltsam und berührend sondern zudem informativ und gibt einen guten Eindruck über die politischen Verhältnisse und das Leben der Kubaner sowohl Ende der 1950er Jahre wie auch im Jahr 2017. 

Eine klare Leseempfehlung! 

Band 2 liegt schon zum Lesen bereit.

 

 

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rezensiertes Buch: "Nächstes Jahr in Havanna" aus dem Jahr 2019