Rezension

Packende Geschichte über ein getauschtes Leben

Sturmflut - Margriet de Moor

Sturmflut
von Margriet de Moor

Bewertet mit 5 Sternen

In dem Roman der holländischen Autorin geht es um zwei Schwestern, Lidy, die ältere, ist verheiratet und Mutter einer zweijährigen Tochter, Armanda,die jüngere, ist Studentin, die eng miteinander verbunden sind.

Die Jüngere bittet Lidy, an ihrer Stelle zur Geburtstagsfeier ihres Patenkindes nach Schouwen-Duiveland zu fahren, während sie dann mit dem Mann der Schwester eine Party besuchen will.

Lidy gerät in einen Sturm, der schließlich in eine gewaltige Sturmflut gipfelt, bei der die Insel komplett überflutet wird und über 1800 Menschen und 120000 Tiere sterben. Man bangt mit Lidy, obwohl man weiß, dass sie sterben wird. Armanda trauert um ihre Schwester, wird aber dann in das für Lidy gedachte Leben hineingezogen. Die Autorin beschreibt, wie sie es lebt und damit bis ins Alter hadert, nicht ihr eigenes Leben zu leben.

Margriet de Moor läßt die Handlung in zwei Ebenen spielen: auf der einen sind die zwei letzten Lebenstage von Lidy, auf der anderen die Jahrzehnte, die Armanda noch lebt. Immer wieder wird der Leser damit konfrontiert, was die Menschen, die dem Tod geweiht sind, durchmachen und in welchem Kontrast das sichere Leben von Armanda verläuft.

Hin und wieder läßt die Autorin durchblicken, dass die Menschen den Sturm und seine Warnzeichen ignorieren. Auch die Beweggründe für den Rollentausch, der ja nur für ein Wochenende geplant war, werden angedeutet. Der Schreibstil ist intensiv und schnörkellos.

Die Sturmflut war am 1.2.1953. Margriet de Moor schreibt mit großer Sachkenntnis darüber und über die Umstände, wie es zu dieser Flut kam und warum sie so verheerend war.

 

Der Roman ist fesselnd, aber nicht sentimental. Ich habe ihn gelesen, weil ich mich gefragt habe, wie so ein Stellvertreter-Leben aussehen mag.