Rezension

Packender Psychothriller

Die Anstalt - John Katzenbach

Die Anstalt
von John Katzenbach

Bewertet mit 5 Sternen

Francis Petrel wurde vor zwanzig Jahren in das Western State Hospital, eine Nervenklinik, eingeliefert, nachdem er seine Familie und sich selbst mit einem Messer bedroht hatte. In der Klinik lernt er gleich Peter the fireman kennen, der gleich klarstellt, dass niemand in der Klinik mit seinem richtigen Namen angesprochen wird und so wird aus Francis bald C-Bird.
Bevor C-Bird sich aber richtig eingewöhnen kann in der Klinik, passiert ein Mord an einer Lernschwester und ein Patient wird, dessen beschuldigt, noch in der gleichen Nacht festgenommen. Da es ganz offensichtlich ist, dass Lanky die Tat nicht begangen hat, kommt die Staatsanwältin Lucy Jones aus Boston, um den Fall aufzuklären.

Der gesamte Roman wird aus der Sicht des Protagonisten C-Bird erzählt, was meiner Meinung nach ein entscheidender Vorteil ist. Alleine in Francis lässt sich schon erahnen, wie gut durchdacht und individuell die einzelnen Charaktere des Romans sind. Das lässt sich eben besonders an den verschiedenen beschriebenen Patienten erkennen. Da gibt es beispielsweise Cleo, die sich für die ägyptische Königin Kleopatra hält und Shakespeares Werk bis auf das Wort genau zitieren kann. Oder Napoleon, der sich an manchen Tagen für die Wiedergeburt des französischen Kaisers hielt, an anderen aber nur für einen geschichtlich Interessierten mit einem Faible für die französische Geschichte.
Peter the fireman nimmt in diesem Roman eine sehr spezielle Rolle ein, da seine Geschichte, wie er in der Anstalt landete, sich deutlich von denen der anderen unterscheidet. Er ist ganz offensichtlich nicht psychisch erkrankt, sondern hatte einen für ihn rational begründbaren Grund, die Kirche anzuzünden. Er übernimmt in gewisser Weise die Leitung, als es für Peter und Francis darum geht, den Mord an der Lernschwester und weitere, folgende Morde aufzuklären.
Im Fortlaufen der Handlung gibt es immer wieder Sprünge zwischen dem „Jetzt“ - 20 Jahre nach Francis' Einweisung – und eben seiner Zeit in der Nervenklinik. Meiner Meinung nach ist alles aber deutlich kenntlich gemacht, jedenfalls so sehr, wie es geht, denn schließlich spielt die Handlung ja immer noch aus der Sicht eines Schizophrenen. Dadurch bekommt alles aber eine ganz neue Art von Spannung, da man sich nie richtig sicher sein kann, was nun echt ist und was vielleicht doch eher Francis Phantasie entspringt.
Für mich ist Francis ein unfassbar angenehmer Charakter, da er durch seine Krankheit immer noch ein bisschen naiv und kindlich wirkt und mir das beim Lesen sehr gut gefallen hat. Es hat den Anschein, als würde er Anleitung durch Peter oder Lucy brauchen, aber in der Regel ist er es, der die guten Einfälle hat oder der sich immer wieder selbst überwindet – das findet sich vor allem am Ende des Buches.
Trotzdem ich es genossen habe, das Buch zu lesen, war es an manchen Stellen auch sehr erschreckend. Das ganze ist sehr realistisch geschildert und vor allem die Polizeiarbeit scheint mir sehr real dargestellt zu sein. Man fühlt wirklich mit den Patienten, die durch all die Aufruhr vollkommen durcheinander sind und Lanky, oder die getöteten Patienten vermissen.
 

„[...] während eine Patientin fragte, ob sie nach draußen gehen und Blumen für Cleos Grab pflücken dürften.“ (S. 587)

Für mich ist das Buch eindeutig mit 5 von 5 Herzen zu bewerten und somit bin ich bis jetzt für dieses Jahr wirklich mit meiner Buchauswahl zufrieden!