Rezension

Packender Thriller, der nicht ganz überzeugen kann

Capitana -

Capitana
von Melissa Scrivner Love

Bewertet mit 3 Sternen

Mir gefällt das Cover des zweiten Teils leider nicht ganz so gut wie der des ersten. Das liegt vor allem daran, dass mir das des ersten Bandes das perfekte Gefühl von einem heißen Tag in LA und einer harten Gangleaderin vermittelt hat. Das des zweiten Teils ist in seinen Farben nicht ganz so harmonisch und stimmig, es wäre mir vermutlich nicht direkt aufgefallen, hätte ich den ersten Teil nicht gelesen.

Leider ist auch die Geschichte nicht ganz so stimmig wie die des ersten Bandes: Nach außen hin führt Lola Vasquez das Leben einer normalen Frau. Sie kümmert sich rührend um ihre Adoptivtochter Lucy und ihre ehemals drogenabhängige Mutter und hat auch noch Zeit, sich die Probleme der Nachbarn anzuhören. Doch genau diese Hilfsbereitschaft wird ihr zum Verhängnis, denn Lola ist nicht nur eine Latina aus einem heruntergekommenen Viertel in Los Angeles, sondern auch der Boss einer aufstrebenden Drogengang. Als sie eines Tages einer schwangeren Frau hilft, die sie bittet, ihren gewalttätigen Ehemann im Gefängnis umzubringen, zögert sie keine Sekunde und löst damit einen folgenschweren Drogenkrieg aus. Während sie noch versucht, ihren Bruder aus den Fängen des Rivera-Kartells zu befreien, fragt sie sich zunehmend, ob sie ihrer Partnerin, der Staatsanwältin Andrea Dennison Whitley, noch trauen kann…

Ich mochte den ersten Teil von Melissa Scrivner Love trotz einiger Schwächen doch recht gerne, vor allem weil das Buch so anders und fesselnd war. Auch hier ist der Schreibstil unglaublich gut. Man wird schon auf den ersten Seiten vollkommen in die Geschichte gesaugt und man diese auch erst mit dem letzten Satz wieder so richtig verlässt. Man hat während des Lesens immer das Gefühl, sich direkt in Lolas Kopf zu befinden und so alle Entscheidungen, alle Gefühle unmittelbar nachvollziehen zu können. Genau das ist es für mich auch, was das Buch zu etwas Besonderem macht, es ist dadurch anders, als viele anderen Bücher, die man bisher gelesen hat.

Dennoch ist das Buch bei Weitem nicht so rund, wie der erste Teil, der für mich zwar auch Schwächen hatte, aber an sich eine irgendwie glaubwürdige Geschichte hatte. Das fehlte mir hier leider ein wenig. Lolas Handlungen fand ich teilweise noch weniger verstehen als im ersten Teil. Auch dort war sie mir manchmal zu sprunghaft, zu blind gegenüber anderen, vor allem wenn diese als Opfer auftraten. So vertraut sie einer schwangeren Frau, die Hilfe braucht, blind ohne, dass sie einmal bei ihrem Soldaten nachfragt, ob es sich bei dieser Frau wirklich um seine Cousine handelt. Stattdessen lässt sie ohne mit der Wimper zu zucken, einen Mann umlegen, ohne diesen genauer überprüfen zu lassen. Das fand ich für eine knallharte Gangleaderin doch ein wenig sehr naiv, vor allem weil sie sich immer wieder darüber beschwert, dass sie als Frau so sehr unterschätzt und als Latina immer diskriminiert wird. Ich fand es durchaus wichtig, den Rassismus der von Weißen ausgeht, zu thematisieren, aber ich fand ihn teilweise ein wenig erdrückend und störend, dass jeder Weiße scheinbar so denkt. Das war mir zu viel und es hätte mir wahrscheinlich besser gefallen, wenn es wenigstens einige Ausnahmen gegeben hätte. 

Alles in allem hat mich das Buch von Anfang bis Ende durchaus gepackt und ich habe es innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, aber es hat mich leider inhaltlich nicht so sehr überzeugt wie der erste Teil. Das lag vor allem daran, dass ich hier einige Handlungen noch weniger nachvollziehen konnte als das im ersten Teil noch der Fall gewesen war.