Rezension

Packendes Familiendrama

Was ich euch nicht erzählte - Celeste Ng

Was ich euch nicht erzählte
von Celeste Ng

Bewertet mit 5 Sternen

~~Als Lydia eines morgens verschwunden ist, ahnt noch niemand, das das Verschwinden Lydias, welches sich als tragischer vermeintlicher Selbstmord herausstellen wird, das ganze Leben der Famile Lee durcheinanderbringen wird und durch die Frage, wie es dazu kommen konnte, das bisherige Leben der Familie in Frage stellen wird.
Lydia ist das Kind eines Chinesen, welcher unter Minderwertigkeitskomplexen und dem Gefühl, anders zu sein und deshalb nicht anerkannt zu sein leidet und einer Amerikanerin, welche vermeintlich wie alle anderen ist und doch leidet, da sie gerne studiert hätte anstatt als Hausfrau dem Idealbild sowohl ihrer Mutter wie auch der damaligen Zeit zu entsprechen.
Als Lydia klein ist, verlässt die Mutter für kurze Zeit die Familie um zu studieren, kehrt jedoch wieder, und ab diesem Moment bemüht sich Lydia, ihr alles recht zu machen, damit die Mutter die Familie nicht nochmal verlässt.
Ab diesem Moment dreht sich alles um Lydia, der ältere Bruder Nath findet kaum Beachtung, das Nesthäkchen Hannah läuft so mit.
Marilyn und James wollen beide das Beste für Lydia, sie projizieren ihre eigenen längst vergrabenen Wünsche und Hoffnungen auf Lydia, und da sich beider Träume extrem unterscheiden, wird der Druck, der auf
Lydia lastet, immer größer. Nur ihr Bruder Nath merkt, was mit Lydia geschieht, doch wird er bald das Haus zum studieren verlassen.
Lydias Erkenntnis, wie sie sich befreien kann, endet für sie tödlich.

Der Autorin gelingt ein fesselndes Familienporträt, in welchem sie die Probleme von Familien mit Paaren aus zwei unterschiedlichen Kulturkreisen in den Siebziger Jahren in Amerika unaufdringlich leise und daher um so eindringlicher schildert. Auch die verschiedenen Träume in Bezug auf die Zukunft Lydias entfaltet sie langsam aufbauend aus den unterschiedlichen Kindheitserfahrungen, und der Leser kann nur zusehen, das sich diese Familie gar nicht anders hätte entwickeln können.
Auch in der heutigen Zeit dürften die Probleme in Mischehen für die Kinder fortbestehen, auch wenn mehr Familien mit Migrationshintergrund und Paaren aus verschiedenen Kulturkreisen existieren als in den Siebziger Jahren, da die Erfahrungen der Eltern und die Erwartungshaltung an die Kinder das Familienleben weiter beeinflussen.
Auch sprachlich hat mich da Buch sehr überzeugt, es war angenehm zu lesen und gut strukturiert aufgebaut.

Das Cover greift mit dem Blick aus der Perspektive von unten durch die Gräser nach oben Lydias Geschichte und Befreiungsversuch hervorragend auf.
Ein Buch, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann.
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