Rezension

Packendes Fantasy-Abenteuer mit einer starken Protagonistin

Die Königin der Schatten
von Erika Johansen

Bewertet mit 4 Sternen

Die 19jährige Kelsea ist bei ihren Pflegeeltern Barty und Carlin versteckt im Wald aufgewachsen. Sie ist die künftige Königin von Tearling. Das weiß Kelsea zwar, diese Tatsache liegt für sie aber in weiter Ferne, bis die Königinnenwache plötzlich vor der Tür steht um sie abzuholen. Kelsea macht sich auf den gefährlichen Weg um ihren Thron zu besteigen. Ihr Onkel, der momentane Regent und auch die rote Königin vom benachbarten Mortmesne wollen nicht, dass es zur Krönung kommt und versuchen Keleas Ankunft in Neulondon zu verhindern. Hilfe findet sie unerwarteter Weise beim Fetch. Den meistgesuchten Dieb von ganz Tearling. Kann Kalea die Königin werden die Tearling braucht?

Ich verfolge gerne einige US-Vlogger auf Youtube. Anfang des Jahres haben einige das Buch „The Queen of the Tearling“ in die Kamera gehalten. Das Cover der Originalausgabe hat mich sofort fasziniert und auch die Beschreibung hat mich in seinen Bann gezogen. Als das Buch dann beim Heyne-Verlag erschien und auch noch mit fast dem gleichen Cover konnte ich nicht mehr widerstehen. 

Ohne große Vorreden wird man direkt in die Handlung geschmissen, das Buch beginnt direkt damit, dass Kelsea von der Garde abgeholt wird. Kelsea war mir gleich sehr sympathisch und durch ein paar Rückblenden während der Reise erfährt man, wie sie im Wald aufgewachsen ist und sie eigentlich nicht wirklich auf dem Thron von Tearling sitzen möchte. Trotzdem ist sie eine starke junge Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und ihren eigenen Weg geht. Sie setzt sich über Traditionen hinweg, um so das Leben der einfachen Leute zu verbessern.

Die Männer der Garde werden nicht alle vorgestellt. Der amtierende Hauptman Carroll ist ein erfahrener und bereits älterer Kämpfer, der sich nach bald zu Ruhe setzen möchte, Lazarus genannt Mace, ist der beste Kämpfer der Garde und hat noch ein paar weitere Talente, die Kelsea zu Gute kommen. Zu Mace hatte ich zwiegespaltenes Verhältnis, einerseits mochte ihn sehr, andererseits ging er mir ziemlich auf die Nerven, weil er Kelsea meistens eher wie ein Kind behandelt hat und nicht wie die Königin. Über die rote Königin von Mortmesne erfährt man nur sehr wenig, gerade hier hätte ich mir mehr gewünscht. Den Fetch fand ich auch einen unglaublich starken und interessant Charakter. Obwohl er ein gesuchter Verbrecher ist und sich sein Leben nicht anders vorstellen kann, hilft er Kelsea bei jeder Gelegenheit. Warum und wer sich hinter dem Namen „Fetch“ verbirgt bleibt offen.

Es gibt immer wieder Andeutungen auf „die große Überfahrt“ die wohl vor vielen Jahren aus Amerika und England nach Tearling erfolgte und währenddessen sind einige Technologien verloren gegangen. „Die Königin der Schatten“ ist also nicht nur ein reiner Fantasy-Roman, sondern hat auch dystopische Elemente. Allerdings wird auf dieses Thema kaum eingegangen, was ich sehr schade fand. Eine kurze Einführung der Geschichte hätte ich toll gefunden. Gelegenheiten hätte es viele gegeben, aber da es sich hier um den ersten Teil einer Reihe handelt, wird das in den Folgebänden hoffentlich noch aufgeklärt werden. Insgesamt wurden kaum offenen Fragen beantwortet, vieles bleibt ungeklärt. Einen Cliffhanger zum Ende gibt es aber nicht.

Es wird nicht nur aus Kelseas Sicht erzählt, einige Kapitel werden auch aus der Sicht des Regenten und der roten Königin erzählt. Insgesamt fand ich aber, dass die verschiedenen Sichtweisen den Lesefluss gestört haben. Auch die immer wiederkehrenden politischen Diskussionen haben bei mir etwas Langeweile aufkommen lassen. Aufgrund der vielen offenen Fragen freu ich mich aber schon auf den zweiten Teil der Reihe.
Warum das Buch auf Deutsch „Die Königin der Schatten“ heißt, weiß ich allerdings nicht… Eine direkte Übersetzung wäre hier wesentlich passender gewesen.

Die Filmrechte sind bereits verkauft und ich würde mich sehr freuen, wenn es Film tatsächlich ins Kino schaffen würde.

Fazit: Packendes Fantasy-Abenteuer mit einer starken Protagonistin. 4 von 5 Sternen.