Rezension

Packendes und emotionales Buch

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir) -

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)
von Holly Bourne

Dieses Buch erzählt die Geschichte von Amelie, die all die Orte besucht, an denen ihr Exfreund sie zum weinen gebracht hat. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen: zum aktuellen Zeitpunkt befindet sich Amelie an je einem der Orte und denkt daran zurück, was sie dort mit ihrem Exfreund Reese erlebt hat und wie diese Orte ihre schlechten Erinnerungen bekamen.

 

Es war ein unfassbar packendes und berührendes über eine toxische Beziehung. Es erzählt, wie Amelie Reese kennegelernt hat, wie liebevoll er war, ihr Komplimente gemacht hat und ganz viel Zeit mit ihr verbringen wollte, ihr fast die Sterne vom Himmel geholt hat. Doch mit der Zeit wendet sich das Blatt und er wird immer unfreundlicher, besitzergreifender und fordernder. Er vernachlässigt Amelie, legt ihr Worte in den Mund, die sie so nicht gesagt hat und verkauft sie für anstrengend und manipulativ. Dadurch, dass das Buch auf zwei Zeitebenen gespielt hat und der Leser immer nur einen weiteren kleinen Teil der Geschichte erfahren hat, hatte ich ständig den Drang weiterzulesen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Außerdem wollte ich wissen, ob Amelie es schafft, sich von Reese zu lösen - und diese Spannung hielt wirklich lange an! Als Amelie zu erzählen beginnt, wie sie Reese kennengelernt hat und wie sei ein Paar geworden sind, kann man die sogenannten „red flags“ kontinuierlich zählen. Sie sind wirklich mehr als auffällig, doch das merkt Amelie nicht, denn sie ist schließlich verliebt. Auch die Verwandlung von ihm bekommt sie kaum mit, da sie immer an das Gute glauben möchte. Sie ist emotional so manipuliert, dass sie immer alles gerade biegen möchte, die Schuld bei sich sucht und sozial irgendwann total isoliert ist. Bis auf den Kontakt zu Reese natürlich. Somit ist das Buch ein Paradebeispiel für eine toxische Beziehung und man kann viel aus der Geschichte mitnehmen: dass Liebe nachsichtig, ja teilweise sogar blind macht, dass es selbst schwer ist, zu realisieren, in welch gefährlicher Situation man steckt, dass man kaum noch offen für Ratschläge von außen ist und wie schwer es schließlich ist, sich zu lösen. Auch wenn es nicht explizit angesprochen wird, sensibilisiert das Buch meiner Meinung nach sehr dafür, die eigene Beziehung und Verhaltensmuster zu hinterfragen und die Meinungen von anderen wenigstens anzuhören. Es hat mir gut gefallen, dass Amelie schließlich eine Therapie macht, um ihr Leben und sich selbst wieder zurückzubekommen. Besonders wichtig finde ich dabei den Anteil der Musiklehrerin, die aufmerksam war und Amelie offen angesprochen hat. Es ist so wichtig, Personen im Leben zu haben, die sich um einen kümmern und achtsam sind! In diesem Bezug hätte ich mir noch ein bisschen mehr Einsatz von den Eltern gewünscht, kann es aber verstehen, dass sie kaum noch einen emotionalen Zugang zu ihrer Tochter hatten und sie gar nicht mehr erreichen konnten.

 

Zusammenfassend ein sehr fesselndes Buch über eine toxische Beziehung, das nachhallt und sensibilisiert.