Rezension

Pageturner

Feldpost -

Feldpost
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 5 Sternen

          Im Jahr 2022 sind zwei Romane erschienen, die sich auf der Grundlage historischer Dokumente mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen: Alexa Hennig von Lange, Die karierten Mädchen und Mechtild Bormann, Feldpost. Aber welch ein Unterschied in der Aufarbeitung der Dokumente. Alexa Hennig von Lange kennt in ihrer Darstellung keine Täter, sondern nur Opfer. Sie fügt den Tondokumenten ihrer Großmutter fiktive Gegebenheiten hinzu, die die Schuld ihrer Großmutter abmildern sollen. Ganz anders Mechtild Bormann. Sie hat im Deutschen Tagebucharchiv recherchiert und die Geschichte zweier homosexueller Freunde aufgearbeitet. Dabei gelingt es ihr überzeugend, die Problematik von Verrat, Schuld und Egoismus zu verarbeiten. 
Sehr überzeugt hat mich, dass das Rätsel um eine verschwundene Frau erst am Ende der Romanhandlung gelöst wird. Die Ursache des Verschwindens wird aber nur angedeutet. Die Leserin/der Leser kann sich aber die Details selbst ausmalen und gewinnt einen vertiefenden Blick auf eine der Handlungsfiguren.
Für mich störend waren die „Cliffhanger“ bei einigen Kapitelenden. Die Romanhandlung ist spannend genug und braucht solche künstlichen Spannungselemente nicht.
Dem Buch sind vor allem auch jugendliche LeserInnen zu wünschen, die einen aufschlussreichen Einblick in die Moral und in die Machtstrukturen der Nazi-Zeit erhalten.