Rezension

Pageturner

Atemnot - Ilsa J. Bick

Atemnot
von Ilsa J. Bick

Bewertet mit 5 Sternen

Der erste Satz:
"Hör zu", sagt der Kommissar

Meine Meinung:
Inhalt
Jenna ist ein psychisch ziemlich unstabiles Mädchen. Aufgrund verschiedener Ereignisse und einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik, wechselt sie die Schule und fängt wieder bei Null an. Sie hat es schwer Anschluss zu finden, weil sie sich selbst zurück zieht. Zu tief sind die Narben, die sie davon getragen hat - Sie möchte einfach nicht noch mal verletzt werden. In ihrer neuen Schule trifft sie auf ihren Chemie Lehrer Mitch Anderson, der ihr engster Vertrauter wird. Er scheint sie zu verstehen, wie niemand sonst. Doch Jenna ist sich nicht sicher, wie viel sie ihm erzählen kann. Soll sie es wagen ihm von ihren familiären Verhältnissen zu berichten, oder sich einfach weiter in ihr Schneckenhaus zurück ziehen? Wird Mitch es schaffen, sie aus diesem hervorzulocken?

Ich sah mich um, bis ich einen einzeln stehenden Tisch am Ende einer Regalreihe fand, der direkt vor einem Fenster stand. Sobald ich ihn erblickte wusste ich, dass es das perfekte Plätzchen für mich war: Bücher zu meiner Rechten und ein Fenster hinaus auf die Welt zu meiner Linken.
Zitat aus "Atemnot"

Charaktere
Jenna muss man einfach mögen. Es geht schlicht nicht anders. Sie ist ein gebrochenes Mädchen, schon jetzt gezeichnet von ihrem Leben, dabei ist sie gerade mal süße 16 Jahre alt. In ihren jungen Jahren musste sie schon mehr als genug durch machen und ihre Pechsträhne scheint nicht enden zu wollen. Ich hatte während jeder einzelnen Zeile ihrer Geschichte das Bedürfnis sie zu drücken und zu beschützen.
Mitch hätte ich persönlich ja auch gern als Lehrer gehabt. Er interessiert sich für seine Schüler und hilft, wo er nur kann. Dabei geht es ihm nicht nur um das Schulische, sondern auch um die privaten Hintergründe. Er ist ein toller Mann, den ich ebenfalls sehr gemocht habe.
Jennas Eltern konnte ich nicht auf´s Fell gucken. Ich habe eine so große Abscheu gegen sie entwickelt, die sich das ganze Buch über gehalten hat. Einzig mit ihrer Mom konnte ich ab und zu noch sympathisieren, bei ihrem Vater fiel mir dies aufgrund seines cholerischen Verhaltens äußerst schwer.

"Ich glaube, ich bin schon die ganze Zeit am Ertrinken, aber so leise, dass ich es selbst nicht gemerkt habe."
Zitat aus "Atemnot"

Gesamt
Schon auf der aller ersten Seite habe ich mich heimisch gefühlt. Ilsa J. Bick legt in ihrem neuesten Roman die von mir schon gewohnte Schreibweise an den Tag. Diese ist zügig, hält sich nicht mit Belanglosigkeiten auf und lässt das Buch sehr lebendig wirken. Allen voran die Ausarbeitung der Protagonistin Jenna ist ihr hervorragend gelungen. Ich habe gespürt, was die Ärmste durchmachen musste und hatte mehrmals einen tiefen Kloß im Hals. Sei es aus Wut, Zorn oder Trauer, was dem Mädchen angetan wurde. Ich habe wirklich sehr mit ihr mitgefühlt und war ganz bei ihr. Dadurch, dass Jenna ihre Geschichte selbst aus ihrer Sicht erzählt, habe ich das Gefühl gehabt, sie hätte mir das Tonband, auf dem sie sie gesprochen hat ausgehändigt, und ich höre es mir gerade an. Ich fühlte mich selbst angesprochen, als ob sie selbst mit mir reden würde.
Es hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin Jenna gezeichnet hat. Ich habe ihr einfach alles abgenommen. Jede Handlung, jedes Gefühl. Sie ist echt, verstellt sich nicht. Jenna ist so wie sie ist: Ein Mädchen, 16 Jahre alt und so verdammt zerbrechlich.
Ich war mehr als geschockt, als ich ihrer Erzählung folgte. Einzelne Dinge haben mich sehr traurig, aber auch zugleich wütend gemacht. Ihre Eltern sind wirklich nicht das, was ich mir unter guten Eltern vorstelle. Sie sind eher mit sich selbst beschäftigt, als sich um ihre Tochter zu kümmern, da wundert es mich absolut nichts, dass sich Jenna wie überflüssig vorkommt.
Doch nicht nur das etwas "gespannte" Verhältnis zu Jennas Eltern wird im Roman behandelt, sondern noch viele Dinge mehr, die zwar auch etwas mit ihren Erzeugern zu tun haben, sich aber auch in andere Gegenden bewegen. Alles, was Ilsa J. Bick beschreibt gibt es tatsächlich irgendwo, in irgendwelchen Familien, hinter verschlossenen Türen. Und genau dies macht diesen Roman zu etwas Besonderem. Wie Jenna kämpft und nicht aufgibt. Wie sie Unterstützung von jemandem bekommt, von dem man es nicht erwarten würde. Wie sich die Dinge zuspitzen und man plötzlich nicht mehr weiß, wer Freund ist und wer Jenna was Böses will.
Ich war ein Sklave der Geschichte und konnte mich nicht wehren, konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen, bis ich endlich alles wusste und in Tränen aufgelöst das Buch zur Seite legte. Die Ereignisse, die sich zugetragen haben, hallen selbst jetzt noch in mir nach. Und das, obwohl es schon eine Weile her ist, seit ich das Buch zuklappte. Jennas Schicksal hat mich zutiefst bewegt und berührt. Ich hätte sie gerne noch ein paar Seiten mehr begleitet.

Fazit:
Positiv
Die Geschichte wird von Jenna selbst erzählt. Zu Beginn des Buches bekommt sie von einem Polizisten ein Tonbandgerät, auf dem sie alles aufsprechen soll, was zu ihrer Lage geführt hat. Diese Tatsache macht es einem leicht mit der Protagonistin mitzufühlen, weil sie wirklich nichts auslässt und ich mich persönlich angesprochen gefühlt habe.
Jenna selbst ist einfach hervorragend gezeichnet. Sie hat weder zu wenig, noch zu viel Farbe abbekommen und wirkte sehr echt und auch lebendig auf mich. Alles was sie durchmachte, habe ich selbst gespürt und wohl deshalb am Ende auch weinen müssen. Ich hätte sie gern mehr als einmal fest in die Arme genommen.
Verschiedene Wendungen kamen für mich überraschend. 
Die Spannung ist von der ersten Seite an vorhanden und bricht an keiner einzigen Stelle ab. Ich war gefangen und konnte nicht mehr aufhören zu lesen.
Was ich ganz besonders erwähnen möchte ist, dass sich diese Geschichte im Grunde genommen genau so zutragen kann. Das Erschreckende daran ist, dass sie in einer abgewandelten Form garantiert in einigen Familien wirklich so ist. Diese Tatsache hat mir mehr als nur einmal einen dicken Kloß im Hals beschert und macht, dass ich immer noch über das Buch nachdenken muss. Es hallt selbst am Ende der Geschichte noch eine ganze Weile nach.
Negativ 
Hier gibt es absolut nichts Negatives zu sagen.
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