Rezension

Pageturner

Ein wenig Glück - Claudia Piñeiro

Ein wenig Glück
von Claudia Pineiro

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich wollte ich nur kurz in dieses Buch hineinsehen und es dann verschenken. Doch die Autorin schaffte es, mich von der ersten Seite an zu fesseln. Nein, ungelesen konnte ich es nicht weitergeben!

Es beginnt mit einem schrecklichen Unfall, bei dem ein Kind ums Leben kommt. Marilé gibt sich die Schuld daran. Immer wieder durchlebt sie die Situation.

20 Jahre später – sie hat aus Verzweiflung ihre Heimat und die Familie verlassen, muss sie beruflich nach Argentinien in die Stadt zurückkehren, wo alles geschah. Sie beginnt ein Logbuch zu schreiben, das ihr helfen soll, die schwere, vor ihr liegende Zeit, zu überstehen.

Wir LeserInnen begleiten sie durch diese tagebuchähnlichen Aufzeichnungen, erleben mit, wie sie beginnt, ihr Trauma aufzuarbeiten. Die Geschichte hat mich mitleiden lassen, den Blutdruck erhöht und mir mehrmals Tränen in die Augen getrieben. Hier wird deutlich, wie sich wohl Menschen mit einer Depression fühlen. Doch es gibt auch schöne, sehr menschlich zugewandte Szenen, die Hoffnung entstehen lassen.

Zwei Zitate möchte ich hier noch erwähnen:

    „Erst in Momenten der Krise, wenn wir Fehler begangen haben, wenn ein Unglück über uns hereingebrochen ist, zeigt sich, wer unsere wahren Freunde sind.“

    „Wir verstehen die Worte der anderen oft falsch, weil wir in die Leerstellen etwas hineininterpretieren, was nie gesagt wurde.“

Claudia Pĩneiro wurde 1960 in Buenos Aires geboren und gilt als Shootingstar de argentinischen Literatur. Nach dem Wirtschaftsstudium wandte sie sich dem Schreiben zu, arbeitete als Journalistin, schrieb Theaterstücke, Kinder- und Jugendbücher und führte Regie im Fernsehen. Ihre Romane sind auf den Bestsellerlisten zu finden und werden in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt. Der vorliegende Roman wurde von Stefanie Gerhold übersetzt und kam 2015 auf den deutschen Markt.