Rezension

Pageturner

Pretty Baby - Das unbekannte Mädchen - Mary Kubica

Pretty Baby - Das unbekannte Mädchen
von Mary Kubica

Bewertet mit 5 Sternen

Dabei war der Anfang der Erzaehlung nicht besonders vielversprechend - ein zäher Beginn, und ich dachte sogar daran, das Buch beiseite zu legen. Doch nach den ersten paar Seiten wurde der
Roman so spannend, dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Stilistisch und sprachlich bewegt sich dieser tiefgründige Thriller meiner Meinung nach auf einem hohen Niveau. Die Geschichte wird aus drei Perpektiven erzählt. Um nicht zuviel zu verraten, nenne ich hier nur die Eckdaten des plots:

Heidi Wood arbeitet für eine gemeinnützige Organisation, die Flüchtlinge in den USA betreut. Alphabetisierung, Eingliederung in die neue Gesellschaft gehören zu Heidis Aufgaben. Auch herrenlose Katzen kann Heidi nicht unbeaufsichtigt lassen, sie führt einen quasi - vegetarischen Haushalt. Ihr Mann Chris ist im Finanzwesen tätig und der Hauptverdiener, da Heidis Tätigkeit zwar moralisch hochstehend, aber nicht besonders einträglich ist. So kommt es, dass das Ehepaar seine Teenager - Tochter auf eine katholische Privatschule schicken und eine Eigentumswohnung besitzen kann.
Heidi hat ein so gutes Herz und ein so ausgeprägtes Helfersyndrom, dass sich ihr Mann manchmal ausgeschlossen und ungeliebt fühlt und zeitweise an seine junge Kollegin Cassidy Knudsen denkt, die Heidi treffend als "femme fatale" bezeichnet. Mehrere Ereignisse in der Vergangenheit haben die eigentlich gutmütige Heidi geprägt. Sie  findet keinen rechten Zugang mehr zu ihrer pubertierenden Tochter Zoe . Eines Tages fällt ihr auf dem Weg zur Arbeit eine junge Obdachlose mit Baby auf, und Heidi beschliesst, Willow Greer und ihr Baby kurzerhand zu sich nach Hause zu holen, gegen den Willen von Chris und Zoe. Chris mißtraut dem jungen Mädchen, und auch Heidi verändert sich zusehends...

Eigentlich ist "Pretty Baby" ein Psychogramm; die Geschichte von zwei Frauen.
Aber es ist auch eine Familiengeschichte und ein Drama, eine horrorstory und eine sehr sozialkritische und in meinen Augen sogar feministische Erzählung. Kubica spielt geschickt mit den Erwartungen des Lesers und legt so manche falsche Fährte. Dabei ist das Ganze wie bereits erwähnt auch stilistisch ausgereift, so dass ich die Geschichte nicht absurd fand, obwohl manchen Lesern Einiges "dick aufgetragen" erscheinen könnte. Ich fand, dass Mary Kubica durchaus das richtige Maß gefunden hat und als Abschluss  sogar so etwas wie ein hoffnungsvolles happy ending konstruiert, welches ich durchaus adäquat fand.