Rezension

Pageturner der Extraklasse

Die letzte Witwe - Karin Slaughter

Die letzte Witwe
von Karin Slaughter

Bewertet mit 5 Sternen

Als in der Nähe des Elternhauses von Gerichtsmedizinerin Sara Linton kurz hintereinander zwei Bombenexplosionen stattfinden, machen sich Sara und ihr Partner FBI-Special Agent Will Trent sofort auf den Weg, um den Opfern hilfreich zur Seite zu stehen. Aber schon auf dem Weg dorthin kommen sie an einem Autounfall vorbei, wo sie dringender benötigt werden. Was als gutgemeinte Hilfeleistung beginnt, wird bald zum Alptraum, denn Sara wird Opfer einer Entführung durch eine rassistische Neonazigruppierung, die Will verletzt zurücklässt. Niemand kann sich erklären, was die Gründe dafür sind. Will lässt sich als verdeckter Ermittler in die Gruppierung einschleusen, um zum einen Sara zu retten und zum anderen weitere geplante Aktivitäten aufzudecken. Währenddessen bemüht sich Sara, in dem Terrorcamp die Kranken zu versorgen und auf ihre Art weiteres Unheil zu verhindern. Wird es Will und Sara gelingen, die Pläne der Gruppe zu vereiteln?

Karin Slaughter hat mit „Die letzte Witwe“ den 7. Band ihrer Linton-Trent-Serie vorgelegt und spannungsmäßig keinen Deut nachgelassen, der Roman ist wieder einmal ein richtiger Pageturner. Der Schreibstil ist locker-flüssig und katapultiert den Leser sofort mitten ins Geschehen, wo er abwechselnd an dem Geschehen um Sara und Will beteiligt ist und die jeweilige Situation kennenlernen darf. Wechselnde Erzählperspektiven spiegeln die Ereignisse von allen Seiten wieder und lassen gleichzeitig den Spannungsbogen immer weiter in die Höhe schnellen. Durch die teils gleichzeitig laufenden Ereignisse, die auf einem regelrecht explosiven und aktuellen Hintergrund basieren, ist der Leser allzeit gefordert zu kombinieren und mit zu rätseln. Über die Art und Weise, wie Autonome mitten in den Wäldern ihre eigene Welt erschaffen sowie nach eigenen Gesetzen und Regeln leben, informiert die Autorin den Leser sehr geschickt in Verbindung mit ihrer Geschichte.

Die Charaktere sind realitätsnah skizziert und mit viel Leben versehen. Sie besitzen individuelle Eigenschaften, die sie authentisch und glaubwürdig erscheinen lassen. Der Leser kann sich gut in die Rollen von Sara und Will hineinversetzen, ihre Zweifel und Sorgen teilen sowie ihre Gefühlswelt nachvollziehen. Sara ist Gerichtsmedizinerin und eine Kapazität auf ihrem Gebiet. Sie ist pragmatisch, hilfsbereit und vor allem steht sie mit ihrer Kombinationsgabe Will Trent in nichts nach. Trent ist ein erfahrener FBI-Agent, der bereits mit den tiefsten menschlichen Abgründen zu tun hatte und berufsbedingt immer wieder aufs Neue damit konfrontiert wird. Ihm ist fast nichts mehr fremd, während er sich in die Täter hineinversetzt, trotzdem bewahrt er sich seine Menschlichkeit, hat eine beschützende Ader und einen großen Gerechtigkeitssinn. Wer die Vorgängerbände bereits kennt, findet in Sara und Will bereits liebgewonnene Protagonisten, denen man gerne bei ihren Ermittlungen folgt und sich als unsichtbarer Dritte im Ermittlungsclub fühlt.

Mit „Die letzte Witwe“ ist Slaughter erneut ein sehr spannender Psychothriller gelungen, der dem Leser unter die Haut geht und ihn nächtelang durchlesen lässt, bis man weiß, ob die Täter sicher hinter Schloss und Riegel sind. Allerdings ist auch das Thema hochaktuell, was zum Nachdenken anregt. Für diesen Pageturner darf es nur eine Wertung geben: Daumen hoch und eine absolute Leseempfehlung!