Rezension

Palais de la femmes

Das Haus der Frauen - Laetitia Colombani

Das Haus der Frauen
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 4 Sternen

Vor nahezu 100 Jahren herrscht in Paris Armut und große Wohnungsnot. Die weibliche Bevölkerung trifft das besonders, sind die Frauen oft noch für ihre Kinder verantwortlich und rutschen schnell in die Prostitution ab. Blanche Peyron und ihr Mann wollen dem nicht mehr zusehen, sie planen ein leerstehendes Gebäude in eine Zufluchtsstätte für Frauen umzuwandeln. Genau in diesem Palast der Frauen arbeitet die Anwältin Solène ehrenamtlich und sieht mit eigenen Augen, welch Elend es auch in der heutigen Zeit noch gibt.

Laetitia Colombani richtet in ihrem neuen Roman das Augenmerk auf eine taffe Frau, die sich in Zeiten als man als Frau noch hinter den Herd und in die Kinderstube gehörte, für ihre Geschlechtsgenossinnen aufopferte. Der Lebensgeschichte von Blanche und ihrer Arbeit kann man gar nicht genug Tribut zollen. Ihr Erzählstrang nimmt zwar nicht so viel Raum ein, hat mich aber trotzdem tief beeindruckt. Die Früchte ihrer Arbeit kann man noch heute bewundern, auch wenn kaum jemand ihren Namen kennt. Doch auch der Erzählstrang um Solène ist berührend, denn die vielen Schicksale, die sich im Frauenhaus versammeln, können niemanden kalt lassen. Solène selbst fand ich als Figur ganz ok, hätte mir aber etwas mehr Tiefe gewünscht, nicht immer wirkt ihre Figur ganz stimmig. Colombani erzählt ihre Geschichte emotional gefärbt, ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Ich mag ihren Stil sehr gerne. „Das Haus der Frauen“ hat mir bis auf Kleinigkeiten wirklich gut gefallen, auf jeden Fall ist jetzt aber meine Neugier was die Peyrons angeht geweckt.