Rezension

Paolo ist immer wieder eine Freude

Den Himmel stürmen - Paolo Giordano

Den Himmel stürmen
von Paolo Giordano

Bewertet mit 4 Sternen

Worum es geht: 

Teresa wird von klein auf aufgefordert ihren Vater in den Sommerferien in seine Heimat in Apulien zu begleitet und ihre Oma zu besuchen. Eines Nachts wird sie wach von den Geräuschen dreier Jungs, die gerade in ihren Pool einbrechen und Spass haben. 
Bern, Tommas, Nicola und Teresa werden Freunde und jeden Sommer wird das Verhältniss intensiver, bis sie mit 18 mit einem der Jungs mehr wird als nur Freunde. Bern ist ihre erste grosse Liebe, nur um Sang und Klanglos zu verschwinden. Bis zum Gebräbnis ihrer Oma...
Meine Meinung: 

Paolo Giordano hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Dementsprechend schwer fällt es mir eine Rezension zu seinen Büchern zu schreiben. Ich werde alles lesen, was er mir vorlegt. Mit "Den Himmel stürmen" wusste ich noch nicht mal die Inhaltsangabe bevor ich zu lesen begann, und das ist vielleicht auch die richtige Angehensweise. Lasst euch überraschen, so wie ich. 
Ich habe definitiv nicht erwartet, soviel über Olivenbäume zu erfahren, oder Bibelverse. 
Bern und Teresas Beziehung ist intensiv und mehr als einmal fragte ich mich: "Glaubt Paolo ernsthaft so eine Figur wär der Traum aller Mädchen?" Ja, ich hatte Probleme mit Bern. Nichts an ihm fand ich ansprechend, und doch... Er hat gefesselt. 
Paolo meinte zu Bern, er sei wie ein astronomisches schwarzes Loch, welches alles und jeden in seiner Umlaufbahn in den Bann zieht, beschleunigt und zur Höchstform bringt, nur damit sie am Ende verglühen... 
Und ich konnte das nachvollziehen am Ende des Buches. Bern hat einen Sog ausgeübt, ob man wollte oder nicht. Alle Figuren waren mir recht unsympathisch. 
Die 4 Freunde bauen sich eine Selbsterhaltungskomune auf, immer drum bemüht so weit weg vom Konsum und Umweltverschmutzung zu kommen wie möglich. Während der Streiks und Tier sowie Baumrettungsversuche, reiben die unterschiedlichen Charaktäre öfters mal aneinander. Vor allem Teresa und Tomasso scheinen beide um Bern zu buhlen, während Nicola immer mehr ausgegrenzt wird, und auch er ist unglücklich verliebt. 
Mit Spannung verfolgt der Leser das Zusammenleben dieser Zeitbomben, die alle durch Berns Überzeugung zusammen gefunden haben. Er steigert sich von einem Glauben in den nächsten, unfähig etwas in Maßen anzugehen. Eifersucht ist ein grosses Thema, aber mehr noch die Liebe und wieweit man gehen würde. 
In abwechselnden Perspektiven und in Rückblenden wird die Geschichte langsam aufgearbeitet. Durch die Einschüsse anderer Einsichten entwickeln sich Szene zu immer detailierteren Bildern. So entstehen viele Überraschungen die der Leser entdecken kann. Kaum etwas war wie es schien und nur mit allen Blickwinkeln kann man sich ein fast komplettes Bild machen. 
Ein wundervolles Abenteuer von einem Buch. Definitiv ein Highlight dieses Herbstes.