Rezension

Parallelwelt

Die Enkelin -

Die Enkelin
von Bernhard Schlink

Bewertet mit 4 Sternen

Seine Frau, die einst aus der DDR zu ihm in den Westen geflohen ist, ist tot. Die Recherche zu ihren Verbindungen führt Kasper zu den Ereignissen in den 60er Jahren zurück und in ein völkisches Dorf in der heutigen Zeit.

Das Buch beginnt mit Birgits persönlichen Aufzeichnungen, die die Schilderung ihrer abenteuerlichen Ausreise als Höhepunkt enthalten. „Das ist die DDR mit meiner Flucht für mich geworden: ein großer weißer Fleck, eine terra incognita. Sie gehört erforscht, aber ich habe daran kein Interesse.“ Kasper übernimmt Birgits nie verwirklichten Plan, die zurückgelassene Tochter aufzuspüren.

Der folgende Teil spielt in einer Parallelgesellschaft mitten in Deutschland, in der nationalsozialistische Werte verehrt und gelebt waren. Dieser Aspekt wirkt so abstrus und schwer vorstellbar, und doch hat Schlink ihn auf seine typische ruhige Erzählweise gut eingefangen. 

Schlussendlich umfasst dieser Roman die unterschiedlichsten Facetten deutscher Geschichte und die Auseinandersetzung damit innerhalb einer ungewöhnlichen Familienkonstellation. Ich spreche meine wärmste Empfehlung aus.