Rezension

Partnersuche mit Asperger

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Bewertet mit 5 Sternen

Ich hatte das Buch in meine Büchertasche gesteckt, weil ich das Cover ansprechend und den Klappentext interessant fand. Nachfolgend wurde mir vielfach zu dieser Wahl gratuliert und gestern habe ich es dann zu Ende gelesen - und wurde nicht enttäuscht!

Das Buch ist aus der Sicht von Don Tillman geschrieben, einem 39jährigen Genetikprofessor, der aufgrund seines Asperger-typischen Verhaltens bislang noch keine Frau für seine Seite gefunden hat, geschweige denn für's Leben. Das will er nun ändern und geht sehr objektiv und wissenschaftlich an die Sache heran. Er entwirft einen Fragebogen, der alle Lebensbereiche und menschlichen Eigenschaften abdeckt, die seiner Meinung nach relevant sind, um die Kompatibilität zu ihm selbst zu überprüfen. Da ihm das Gefühl der Liebe und Zuneigung völlig fremd ist, denkt er, damit die Frau seines Lebens finden können zu müssen. Leider ist das ein Irrtum und darum geht es in dem Buch.

Vielleicht sollte man vor dem Lesen etwas über die Eigenarten des Protagonisten wissen. Wikipedia sagt dazu:

"Als Asperger-Syndrom wird eine tiefgreifende Entwicklungsstörung innerhalb des Autismusspektrums bezeichnet, die vor allem durch Schwächen in den Bereichen der sozialen Interaktion und Kommunikation gekennzeichnet ist sowie von eingeschränkten und stereotypen Aktivitäten und Interessen bestimmt wird. Beeinträchtigt ist vor allem die Fähigkeit, nonverbale und parasprachliche Signale bei anderen Personen intuitiv zu erkennen und intuitiv selbst auszusenden. Das Kontakt- und Kommunikationsverhalten von Asperger-Autisten erscheint dadurch „merkwürdig“ und ungeschickt und wie eine milde Variante des frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom). Da ihre Intelligenz in den meisten Fällen normal ausgeprägt ist, werden sie von ihrer Umwelt nicht als Autisten, sondern als „wunderlich“ wahrgenommen. Gelegentlich fällt das Asperger-Syndrom mit einer Hoch- oder Inselbegabung zusammen. Das Asperger-Syndrom gilt als angeboren und nicht heilbar; es macht sich etwa vom vierten Lebensjahr an bemerkbar.[1]"

Das "wunderliche" Verhalten ist es, das Don Tillman für den Leser irgendwie liebenswert macht. Er kann nichts dafür, dass er so ist wie er ist. Und er ist sich auch erstaunlich bewusst darüber, dass er anders ist als andere. Ganz im Gegenteil empfindet er seine Umwelt als merkwürdig.

Man schlüpft als Leser des "Rosie-Projekts" in die Rolle von Don und erlebt alles aus seiner Perspektive. Das mag ab und an lustig sein, meist impliziert es jedoch eine Tragikomik, die weltfremd anmutet und doch für die Erkrankten real ist.  

Ich fand das Buch bemerkenswert. So schwierig das Leben für einen Asperger-Patienten ist, Don hat es geschafft eine Brücke zu unserer Welt zu schlagen und das macht Mut, finde ich. Und es sensibilisiert für die Krankheit, die nicht jedem ein Begriff ist!