Rezension

pass auf, wen du hinter deine Maske schauen lässt...

Die maskierte Stadt - Genevieve Cogman

Die maskierte Stadt
von Genevieve Cogman

Inhalt:

Irene, Agentin der unsichtbaren Bibliothek, hat gerade auf einer zwielichtigen Auktion ein seltenes Werk von Bram Stoker gewonnen, als sie und ihr Assistent Kai überfallen werden. Zu spät erkennt Irene, dass es nicht um das Buch, sondern um Kai geht. Er wird mithilfe eines hinterlistigen Tricks entführt. Irene beginnt fieberhaft zu ermitteln. Wer sind die Täter? Wohin haben sie Kai gebracht? Und was wollen sie von ihm? Die Antworten verschlagen selbst Irene die Sprache …

Schreibstil/Charaktere:

Einen solch eloquenten und gut ausbalancierten Schreibstil habe ich lange nicht mehr gelesen, und das ganz ohne dabei überheblich oder gezwungen zu wirken. Die Geschichte liest sich sehr flüssig, trotzdem der Erzählstil der aus einer Zeit zu kommen scheint, in der noch Wert auf einen gehobenen Stil Wert gelegt wurde, ganz sicher nicht jedermanns Geschmack, passt aber wunderbar zu dieser Welt. Zu diesem Eindruck tragen mit Sicherheit die zahlreiche, und dennoch sehr sinnvoll verwendeten Adjektive bei, die die Geschichte lebendig wirken lassen, ohne sie zu überfrachten. Erzählt wird aus der auktorialen Perspektive, der Erzähler folgt dabei jedoch ausschließlich Irene, von anderen Figuren erfährt der lediglich, was auch Irene erfährt.

Die Figuren wirken allesamt sehr gut ausgearbeitet, wenngleich einige Beweggründe der ein oder anderen Figur ein wenig rätselhaft erscheinen mag. Dennoch entsprechen sie keineswegs irgendwelchen Klischees, es sei denn die Figuren wollen es selbst so (im Falle der Elfen ist das häufiger der Fall). Auch Nebenfiguren haben eine glaubhafte Hintergrundgeschichte erhalten, sodass sie nicht nur wie farbloses Beiwerk wirken. Die Dialoge, welche sich zwischen den Figuren entspinnen wirken fast ein wenig intellektuell, ohne dabei aber altklug zu erscheinen.

Story:

Die Geschichte, welche bereits der zweite Band der Reihe ist, wirft den Leser direkt ins Geschehen hinein, ohne ihn dabei zu überrumpeln und hat insgesamt ein sehr angenehm, straffes Tempo. Auch wenn man, wie ich, den ersten Band noch nicht kennen sollte, hat man keinerlei Schwierigkeiten der Handlung zu folgen. Was mit Sicherheit auch an den, der eigentlichen Geschichte vorgelagerten, Informationen über die verschiedenen Wesenheiten liegt. Einzig zum Schluss hätte die Geschichte, welche bis dahin zwar immer den Aspekt unbarmherzig verstreichenden Zeit und dem damit verbunden Druck, aufwies, sich ein wenig mehr Zeit lassen können. Hier wirkt alles ein klein wenig gehetzt, das Ende entschädigt mit einem fiesen Cliffhänger und dem damit verbundenen Wunsch direkt weiterlesen zu wollen.

Meine Meinung:

Bereits im Buchladen hat mich das Cover des ersten Bandes immer wieder angelacht, und auch wenn ich diesen noch nachholen muss, bin ich mehr als begeistert gewesen. Nicht nur ist der Schreibstil wunderbar anders, auch die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Idee, die Elfen und Drachen Chaos und Ordnung zuzuweisen und sie als Gegenpole darzustellen mag nicht neu sein, ist aber toll umgesetzt. Ein paar Logiklöcher sind mir dennoch aufgefallen, dafür dass Irene die Verwendung der Sprache angeblich so sehr schwächt, setzt sie sie an einigen Stellen erstaunlich häufig und erfolgreich ein, obwohl sie noch einige Momente zuvor fast umgekippt wäre vor Erschöpfung. Dies ist jedoch nur ein kleinerer Kritikpunkt, lässt mich jedoch mit dem Gefühl zurück, dass an der einen oder anderen Stelle stringenter hätte gearbeitet werden können.