Rezension

Paul. Wer ist eigentlich Paul?

Nacktschnecken - Rebecca Martin

Nacktschnecken
von Rebecca Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
In der Beziehung von Nora und Paul stimmt etwas nicht. Seit Jahren sind sie zusammen, und objektiv betrachtet müssten sie ein glückliches junges Paar sein. Doch die Rollenbilder, die sie sich auferlegt haben, bekommen mit der Zeit ernsthafte Risse und Kratzer. Aber nicht nur emotional stehen sie zunehmend vor Problemen. Auch körperlich scheinen sie sich zu verlieren. Nacktschnecken erzählt von alltäglicher Beziehungsarbeit und verborgenen Wünschen. Wie nebenbei werden auch die eigenen Ansprüche an das Selbstverständnis als junge Frau im Hier und Jetzt verhandelt. In einer Zeit, in der Widersprüche unvermeidbar sind. (Quelle: Klappentext, DuMont)

Meine Meinung:
Nora und Paul - das ist bombenfest. Ihr Lieblingsessen ist Wiener Schnitzel mit viel Zitrone. Kann da noch irgendetwas schiefgehen?
Ja, irgendwie schon. Es kriselt in der Beziehung und Nora mag es nicht wahrhaben, dass zwischen den beiden etwas nicht stimmt. Sie sind doch schon so lange zusammen und alles war immer so toll. Paul war doch ihr Traumprinz und zusammen waren sie das Traumpaar.

Ich hatte mir das Buch auf der Leipziger Buchmesse gekauft, weil ich es sofort lesen wollte! Nach Frühling und so, Rebeccas Debütroman, bin ich sofort dem Fanclub beigetreten ;) Ich liebte einfach ihre lockere und freche Art zu Schreiben. Und alle Yeah und so! war hingegen nicht ganz mein Ding. Zu wenig packend und zu wenig Tiefe. Oberflächenschwimmen anstatt Tauchgang.

Mit Nacktschnecken konnte sie mich aber wieder auf ihre Seite ziehen. Das Buch startet zwar ziemlich unspektakulär aber wenn man es im Nachhinein als Gesamtheit betrachtet, kann man das große Potential darin erkennen. Da wird im Wartezimmer von Shades of Grey fantasiert, da gibt es SMS-Versöhnungen a la Romeo & Julia und nachts um 3 hört eine Katrin laut Technomusik (Ich musste so sehr darüber lachen!).
Die freche und spritzige Art von Frühling und so ist leider wieder nicht voll und ganz vorhanden, aber der erwachsenere Schreibstil steht Rebecca auch sehr gut. Die Kapitel sind, wie gewohnt, eher kurz gehalten und lassen so ein lesefreundliches Gefühl zurück. Die Beschreibungen und Dialoge kommen alle sehr echt daher und man fühlt sich beim Lesen als wäre man live dabei, wenn Nora und Emily am Wasser sitzen und über das Leben philosophieren.

Fazit:
Nacktschnecken könnte sich genau so gerade jetzt irgendwo in Berlin, Hamburg, München oder jeder anderen Großstadt abspielen. Rebecca Martins dritter Roman ist wie aus dem Leben gegriffen und spiegelt eindrucksvoll die verzweifelte und problematische Situation dieser jungen Generation wider, die nicht weiß was sie will und wohin sie will - aber das mit ganzem Herzen.

Bitte mehr davon, liebe Rebecca!