Rezension

Perfekt aus dem Leben gegriffen

Vor uns das Leben - Amy Harmon

Vor uns das Leben
von Amy Harmon

"Vor uns das Leben" handelt von den drei Jugendlichen Ambrose, Bailey und Fern, die zusammen in der Kleinstadt Hannah Lake aufwachsen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Ambrose ist Held der Stadt, der im Ringen einen Sieg nach dem anderen einfährt und als unbesiegbar gilt. Bailey sitzt im Rollstuhl und hat laut ärztlicher Prognose nicht mehr lange zu leben. Fern ist das hässliche Entlein, das nicht auffällt, dass für Liebesromane lebt und für Ambrose schwärmt. Als Ambrose in den Krieg zieht, bricht für Fern eine Welt zusammen, nichtsahnend, dass seine Rückkehr eineinhalb Jahre später für die drei alles ändert und ihre Schicksale untrennbar miteinander verknüpft sind.
Schon der Beginn konnte mich unglaublich fesseln, weil tolle, in ihrer Art nachvollziehbare Charaktere eingeführt worden sind. Nun nach Beendigung von "Vor uns das Leben" kommt mir der Beginn fast schon oberflächlich vor. Denn dieser toller Roman nimmt ein Intensität von Seite zur Seite nur noch mehr zu und konnte mich restlos überzeugen.
In erster Linie lebt "Vor uns das Leben" natürlich von seinen Figuren. Nicht nur die drei Protagonisten konnten überzeugen, auch die zahlreichen Nebenfiguren, die über die Gesamtlänge des Romans gesehen nur wenig Erzählzeit in Anspruch genommen haben, waren in sich schlüssig und überzeugend. Dennoch überstrahlen Fern, Ambrose und Bailey alles. Natürlich sind sie zunächst stereotyp angelegt, aber dieser Roman legt viel mehr zu ihren Persönlichkeiten offen. Sie mögen stereotyp beginnen, aber wenn "Vor uns das Leben endet" ist jeder in sich zu einer einzigartigen Persönlichkeit gereift. Neben Fern (die mich in vielen Momenten an mich selbst erinnert hat) und Bailey (dessen Optimismus trotz seiner Krankheit wirklich ansteckend war) war ich vor allem von der Figur des Ambrose überzeugt. Schon bevor er sich entschließt in den Krieg zu ziehen, merkt man, dass er eine nachdenkliche Persönlichkeit ist, die sich nicht auf ihrem Ruhm in der Schule und in der ganzen Stadt ausruht, sondern die alles hinterfragt. Als er wiederkommt, intensiviert sich dieser Eindruck noch mehr, denn er hat dem Tod ins Auge geblickt und ist beladen von Schuldgefühlen. Ambrose ist zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt ein 08/15-Charakter zu sein und dennoch ist er für mich immer noch der beliebteste Held der Stadt.
Ein großes Plus dieser Geschichte ist natürlich auch die Liebesgeschichte. Amy Harmon tituliert sich selbst als großen Fan von Liebesromanen und das merkt man. "Vor uns das Leben" bietet eine erstklassige Liebesgeschichte, die manchmal kitschig ist, die aber doch ganz anders ist, als man sie erwartet und von daher natürlich und mitreißend wirkt.
Mein Fazit ist, dass "Vor uns das Leben" von Seite zur Seite besser wird und durch tolle Charaktere und eine berührende Liebesgeschichte überzeugen kann. Die Geschichte ist gleichzeitig so bodenständig, dass man vergisst, dass es sich nur um einen fiktive Geschichte handelt. Zudem war ich sehr traurig, als ich die letzte Seite gelesen hatte, denn diese tollen Charktere hätte ich noch ewig weiterbegleiten können!