Rezension

perfekte dystopische Welt

Hüter der Erinnerung - Lois Lowry

Hüter der Erinnerung
von Lois Lowry

In der fernen Zukunft hat die Menschheit sich organisiert und strukturiert. Man hat mögliche Gefahrenquellen ausgeschaltet und das Optimum herausgeholt um ein friedvolles und gesittetes Miteinander zu garantieren. Die Menschen leben in organisierten Familien, Kinder werden nur unter Aufsicht von speziellen Gebärinnen geboren und dann zugeteilt, ebenso wie Berufe, Ehemänner, Wohnungen und Essen. Das System regelt alles.

Und unter allen gibt es einen Hüter der Erinnerungen, der die Erinnerungen der ganzen Welt trägt, der weiß, wie es vorher war.

 

 

 

Dystopien sind nach wie vor sehr beliebt und stehen bei den Jugendbuch-Lesern hoch im Kurs. Gerade jetzt wo der Film zu diesem Buch in den Startlöchern steht, sollte dies also sehr im Kommen sein.

Besonders faszinierend daran ist dann aber die Tatsache, dass dieses Buch nicht wirklich "aktuell" ist, wenn man von der Verfilmung absieht, denn wir haben es hier mit einem kurzen Schmöker zu tun, der bereits 20 Jahre alt ist. Ich finde dass man ihm das überhaupt nicht anmerkt, und er den aktuellen "trendigen" Dystopien in nichts nachsteht - im Gegenteil. Dieses Buch ist ein absolut gelungener Roman.

 

In diesem Buch geht es aber nicht wie üblich darum, dass ein System mit absoluter Kontrolle gegeben ist und plötzlich nicht mehr aufrecht erhalten werden soll, sogar dagegen rebelliert wird, sondern hier stehen die Erinnerungen im Vordergrund. Natürlich wirft es bei den Protagonisten Zweifel an der Ordnung und der Richtigkeit dieser auf, aber wir haben es hier nicht mit einem klassischen Aufstand zu tun, was dieses Buch für mich absolut einzigartig macht.

Ebenso ist die Genialität des Einzelbandes nicht zu unterschätzen. Man sehnt sich zwar nach dem Lesen nach einer Fortführung und will nur zu gern wissen wie es weiter geht, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein zweiter oder dritter Teil doch nur wieder auf das alt bekannte hinauslaufen würde, und dass es genau dieser offene Abschluss zu etwas besonderem macht.

Zudem ist noch zu sagen, dass es hier keine Liebesgeschichte gibt, die sich in den Vordergrund drängt. Es steht ganz klar das System und der Hüter der Erinnerungen im Vordergrund. 

 

Besonders sind auch die Szenen der einzelnen Erinnerungen. Die Protagonisten verlieren sich in Liebe und Freude, Harmonie und Glück genauso wie echtem wahrhaftigen Schmerz und Trauer. Dem Autor ist einfach sehr hoch anzurechnen die schmale Gradwendung zwischen all dieser Emotionen so wundervoll hinbekommen zu haben und den Leser damit weder zu Langeweilen, noch zu Überfordern.

 

Sprachlich ist dieses Buch genauso typischen Jugendbuch wie ein Buch was in diesem oder letzten Jahr erschienen ist. Es weist weder besondere Merkmale auf, noch ist es irgendwie schwer oder langweilig zu lesen. Im Gegenteil, man rast nur so durch die Zeilen. Leider ist es sehr kurz, was dazu führt dass man den Genuss nur wenige Stunden hat.

 

Ich habe mir dieses Buch am Flughafen gekauft, letztlich weil ich die Filmvorschau im Kino gesehen habe und neugierig wurde. Ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin begeistert von diesem Stil, von der Story, von den Personen und allem was dieses Buch ausmacht.

 

Ich gebe ihm 5 Schmetterlinge und eine ganz klare Leseempfehlung!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 11. November 2014 um 16:52

Schöne Rezension.