Rezension

Perfekte Grundlage für Diskussionen über Rassismus

Dazwischen: Wir -

Dazwischen: Wir
von Julya Rabinowich

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Hauptthema dieses Bandes ist Rassismus und der Umgang damit. Die Mittel, die in solchen Situationen helfen, werden deutlich benannt: Stärke, Mut und Freundschaft.

Seit ihrer Flucht nach Deutschland hat die 15-jährige Madina große Fortschritte gemacht, was Wohnsituation, Schulerfolg und Selbstbewusstsein angeht. Sie wohnt mit ihrer Familie bei ihrer besten Freundin Laura und deren Mutter und träumt davon, eines Tages Ärztin zu sein. Alles könnte so gut sein, wenn sie nicht plötzlich mit einigen Rassisten konfrontiert wäre. Zunächst verkünden die nur dumme Parolen, doch bald geben sie sich damit nicht mehr zufrieden.

Autorin Julya Rabinovich legt hier die Fortsetzung von „Dazwischen Ich“ vor, welches in der ersten Zeit der Ankunft in Deutschland spielt. 

Es ist durchaus möglich, den neuen Band ohne Kenntnis des ersten zu lesen, empfehlenswert indes ist es nicht. Zu oft wird Bezug genommen auf vergangene Erlebnisse, immer wieder resultieren daraus Fragen.

Madina schreibt Tagebuch. Reflektiert und gleichzeitig emotional schildert sie ihr Leben, verwendet dafür eine aktuelle, frische Jugendsprache. 

Sehr genau beobachtet und analysiert sie die Menschen in ihrer Umgebung, Familie, Freunde, andere. Da gibt es jede Menge Probleme, die benannt werden: Alkoholkonsum, Depression, Sprach- und Integrationsschwierigkeiten, Rollenverständnis innerhalb der Familie und natürlich die schwere Traumatisierung durch Krieg und Flucht. Dem gegenüber steht der Optimismus, der sich aus den vielen Fortschritten nährt, die sie jüngst gemacht hat. Deutlich spürt man die Reife, die durch zu viel vorzeitige Verantwortung entstanden ist und manchmal mit dem Wunsch nach einem ganz normalen Teenagerleben kollidiert. 

Madinas Herkunft wird beabsichtigt im Unklaren gelassen. Sie steht stellvertretend für alle Schutz suchenden Mädchen, die in einem fremden Land eine neue Heimat suchen. Das beraubt sie allerdings ein wenig ihrer Individualität, sie gerät etwas stereotyp.

Die Begegnung mit dem Rassismus ist eine Erfahrung, die vermutlich jeder Mensch mit besonderer Hautfarbe in Deutschland erleben muss. Hier werden die Mittel, die in solchen Situationen helfen, deutlich benannt: Stärke, Mut und Freundschaft. 

Hier liegt ein Buch vor, das gelesen gehört. Wobei die Zielgruppe, Kinder ab 12 Jahren, die Lektüre vielleicht eher als Pflicht denn als Kür bewerten würde. Aber die Autorin hat offensichtlich mit Herzblut ein Anliegen eingebracht und damit eine Steilvorlage für fruchtbare Diskussionen geschaffen.