Rezension

Perfekter Start einer kleinen Reihe

Das Weingut. In stürmischen Zeiten - Marie Lacrosse

Das Weingut. In stürmischen Zeiten
von Marie Lacrosse

Bewertet mit 5 Sternen

Handlung:

Weißenburg im Elsass, 1870:

Der angesehen Weinhändler Wilhelm Gerban ist auf der Suche nach der Waise Irene um sie als Dienstmädchen in seinem Haushalt aufzunehmen. Während ihrer Zeit in dem Haus der Familie Gerban lernt Irene nicht nur die feinfühlige Pauline, sondern auch die verzogene Tochter Mathilde und den Sohn Franz kennen, welcher noch an die Ideale der französischen Revolution glaubt. Schon kurz nach dem ersten Zusammentreffen bemerken Franz und Irene die gegenseitige Anziehung und sie gehen eine heimliche Beziehung ein. Ihrer Liebe würde nicht nur die unterschiedlichen Stände des Paares im Wege stehen, sondern auch die Familie wäre mit der Beziehung nicht einverstanden. Das Glück des Paares wird schließlich durch den ausbrechenden Krieg überschattet. Die Beiden kämpfen um ihre Liebe, doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen.

 

Meinung:
Das Cover finde ich wunderschön. Es wirkt stimmig, passt zu dem Titel und hat mich durch das zauberhafte Aussehen vollkommen überzeugt. Schon auf den ersten Blick fällt direkt auf, wie viele Gedanken sich gemacht wurden, um das Cover nicht nur in Zusammenhang mit dem Inhalt zu bringen, sondern auch ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen, welches später in einer Buchhandlung auffallen wird. Auch die Verarbeitung bestätigt den positiven ersten Eindruck, es liegt eine Klappenbroschur vor, die sehr hochwertig ist und angenehm in der Hand liegt.

 

Wie mittlerweile in vielen historischen Romanen vorhanden, bietet auch dieses Buch ein Personenverzeichnis mit Details, welche Personen historisch belegte Persönlichkeiten sind. Eine kleines Detail, welches mir immer wieder gut gefällt. Hierzu muss ich hinzufügen, dass ich dieses während des Lesens nicht einmal genutzt habe, die auftretenden Protagonisten haben sich immer sofort wieder einer Rolle oder Stellung zuordnen lassen, was mir das Lesen erleichtert hat.

 

Weiterhin vorhanden sind vor dem Beginn der eigentlichen Handlung zwei Landkarten, welche nicht nur Hinweise geben, welche Gebiet für den Krieg welche Rolle gespielt haben, sondern haben mir sehr dabei geholfen, die Entfernung von Städten einzuschätzen und mir räumlich besser vorstellen zu können. Ich war wirklich sehr froh darüber, dass diese eingebunden wurden, so musste ich das Buch nicht erst aus der Hand legen, um mir Entfernungen vorzustellen, sondern konnte stets ein paar Seiten blättern und hatte die Antwort auf mein Anliegen.

 

Besonderen Respekt verdient in meinen Augen die ausführliche Recherche der Autorin. Es wurden zahlreiche Schicksale und Ereignisse eingebunden, welche tatsächlich in dieser Form stattgefunden haben. Diese wurden so glaubhaft und eindringlich vor Augen geführt, sodass ich öfter an der Menschheit gezweifelt habe, welche eine solche Entwicklung des Krieges zugelassen hat. Im Nachwort wird in Wahrheit und Fiktion unterschieden und nachdem ich dieses gelesen habe, war ich noch weit mehr beeindruckt. Danach hatte ich das Gefühl, schon lange keinen Roman mehr gelesen zu haben, welcher mich so nachdenklich gemacht hat.

Die ausführliche Recherche wurde nicht nur bei den Kriegsgeschehnissen deutlich, sondern auch bei der Weinernte. Bisher hatte ich absolut kein Wissen davon, habe weder davon gelesen, noch jemals selbst eine Weinernte miterlebt. Trotzdem fand ich die Erklärungen dessen leicht verständlich, auch für Laien.

 

Die Geschehnisse wurden lebendig und aufmerksam geschildert, an einigen Stellen lohnt es sich durchaus, manche Szenen oder Worte doppelt zu lesen, um den Sinn vollkommen zu verstehen.

Meist wurden die Kapitel recht kurz gehalten, sodass ich häufig dazu verleitet wurde, schnell einen Abschnitt zu lesen. Das Problem dessen war, dass ich danach das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen wollte, weil mich die Schicksale einfach nicht losgelassen haben und ich wissen wollte, was sie noch erleben werden.

 

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler gewählt, der stets Informationen rund um die Beziehungen geben konnte. Dies fand ich perfekt so, man erhielt sowohl Informationen von Irene, die im Haushalt der Gerbans arbeitet, als auch von Franz, welcher am aktiven Kriegsgeschehen beteiligt ist.

 

Die Protagonisten waren sehr lebendig gestaltet. Ein jeder hat sich durch Merkmale herausgehoben und wurde vollständig ausgearbeitet, auch wenn sie nur einen kurzen Auftritt hatten. Besonders herausheben möchte ich an dieser Stelle nochmals die wunderbare Einbeziehung von realen Personen mit den fiktiven Protagonisten. Diese haben sich ergänzt und wurden gleichwertig dargestellt, sodass sie am Ende alle sehr klar und stark waren.

Fazit:

Nachdem ich schon von dem Cover, der Inhaltsangabe und der Leseprobe begeistert war, hat sich dieser positive Eindruck immer mehr verfestigt. Der Roman beinhaltet nicht nur eine tragische Liebegeschichte, sondern auch viel historisches Wissen, als auch familiäre Intrigen. Eine tolle Mischung, die mir sehr gut gefallen hat und den Roman zu einem Highlight werden lassen hat. Ich bin sehr begeistert davon und bin schon auf den zweiten Teil der Reihe gespannt. Große Leseempfehlung!