Rezension

Perfektes Date Matching der Wissenschaft vs. Seelenverwandtschaft……was ersehnt die Seele?

Herzmalerei: Liebesroman - Syma Schneider

Herzmalerei: Liebesroman
von Syma Schneider

Bewertet mit 5 Sternen

Von Einer, die auszog, ein Seelenbuch zu finden…… und auf Seelenfehler, ein modernes System und die Zukunft gestoßen ist….:)

Herzmalerei von Syma Schneider

„So viele fremde Gesichter und tausende Lichter……Doch jeden Moment bin ich bei dir, dir, dir.
An manchen Tagen verblassen all diese Farben……Dann stell' ich mir vor, du wärst bei mir, mir, mir.“
 

Wir kennen Science-Fiction Romane, und wir kennen Liebesromane. Und zusätzlich auch noch die Zukunftsromane, die meistens in Dystopien enden. Der eine mag dies, der andere lieber das. Doch was ist wenn sich diese beiden, oder auch drei, Genres auf einmal und miteinander verbinden? Man denkt, man liest einen ganz normalen Liebesroman über zueinander gehörige Seelen, die sich finden….. aber dann wird man auf einmal überrascht, und landet in der Welt des 22. Jahrhunderts? Science-Fiction, so wie es definiert wird, ist das nicht, dystopisch auch nicht, man kann es schwer einordnen. Aber was es ist………….zumindest für mich……….. das ist ein wenig beängstigend. Denn hier wird eine Welt beschrieben, wie sie uns tatsächlich in ungefähr 100 Jahren erwarten könnte. Und das nicht mit bizarren Formen von Raumschiffen oder Aliens, die uns auf der Erde besuchen. Nein……………. Hier wird in ganz normalen Worten das Menschliche Zusammenleben erklärt, wie es in der Zukunft sein könnte. Und das macht sogar Sinn, denn die Anfänge zu all diesen Dingen, die wir erlesen und im Buch erleben dürfen, die haben ihren Startpunkt in unserer Gegenwart, und sind tatsächlich ansprechbare Themen unserer Zeit.

Die Geschichte des Buches:

Die Lektüre ist nicht immer leicht zu lesen, und das meine ich keinesfalls vom Schreibstil, als viel mehr von der Thematik. Man muss sich damit auseinandersetzen, was alles passiert. Es passieren in dieser Welt Dinge, die ich absolut gut und weiterentwickelt finde, aber auch Dinge, die ich absolut kritisch und als unsere Zukunft sehe. Der Roman ist gar nicht so leicht vom Gehirn zu erfassen, da er sehr vielschichtig ist, und sehr viele Unterthemen über einem Hauptthema hat.

Die künstliche Intelligenz schreitet voran, und wird immer intelligenter. Der Mensch muss sich ebenfalls weiterentwickeln. Die weltweit größte Firma, die Babys herstellt und produziert ist PerfectHuman. Wie bitte? Perfekter Mensch? Babys herstellen? Ging das nicht irgendwie anders……äh…… Halt, Stopp, ihr habt Recht. Aber diese „auf normalem Wege hergestellten“ Babys sind keinesfalls perfekt. Bekommen sie doch Krankheiten, sind ihre Charaktere nicht perfekt, und können psychische Erkrankungen entwickeln, sind sie doch nicht so erfolgreich in ihren Berufen, und nicht so schön im Aussehen. Die Gotteskinder. So genannt, weil nicht künstlich hergestellt. Die künstlich hergestellten Babys, die bei PerfectHuman produziert werden, sind Maßkinder, nach Wünschen von Eltern, die ein Baby mit bestimmten Dingen angefertigt haben wollen. Krass, oder? Ich hab‘s auch erstmal gar nicht glauben können.

Hauptprotagonistin und tätig bei PerfectHuman ist Zenia, um sie geht es in dieser Geschichte. Zenias Beruf ist Psychologin und Mitarbeiterin in der Babyübergabe der Firma, die Eltern betreut, die ihr perfekt hergestelltes Baby überreicht bekommen. Amrex ist Zenias beste Freundin. Ein perfekt hergestellter Mensch, und sie hat diesen liebenswürdigen Fremdsprachentick. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Zenia, und von Nael erzählt, über den man erstmal nichts erfährt, außer, dass er im Gefängnis sitzt, in dieser Welt in der Zukunft.

Nael sitzt also im Gefängnis, Zenia lebt im Gesundheitsbereich von München (wo nur die perfekt hergestellten Menschen Zugang haben, oder Gotteskinder die in regelmäßigen Abständen, naja eher dauerhaft, auf ihre Gesundheit hin untersucht werden). preVita ist Zenias neue Firma, denn durch einen Zufall und einem Vorkommnis, kündigt sie bei PerfectHuman. preVita ist eine Firma, die ein Programm entwickelt, was so einfach gar nicht zu erklären ist. Es geht um Seelenrückführungen, wie wir sie auch heute kennen. Nur mit weiterentwickelter Technik. Wie der Name schon sagt geht es um die Vorleben der Menschen, und was die Seele dort erlebt hat. Diese Rückführungen können dann heilen helfen, wenn sich der Mensch in seelischen Krankheitssituationen befindet. Fast wie heutzutage, wenn es eine Hypnose gibt. Nur dass im Buch diese Hypnose durch eine Maschine gemacht wird, die die Seele rückführt, um das Erlebte dann auf einem Screener mitanzuschauen. So hat man quasi einen Film aus einem vergangenen Leben. Die Welt ist also vollkommen digitalisiert. Bei der Rückführung werden die Hirnströme nämlich im Gehirn zu Bildern. Nael hingegen kommt aus dem Gefängnis raus, da er ausgewählt wurde, an einem Resozialisierungsprogramm für Straftäter teilzunehmen. Eine der wenigen Bedingungen ist, dass er bestimmte Vorschriften einhalten muss, und einem geregelten Arbeitsplatz nachgeht. Alles Zufall???? Naels und Zenias Weg kreuzt sich, als er als Proband der Firma preVita zugewiesen wird. Noch mehr Zufall??? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Das ist wohl das, was ihr selbst herausfinden müsst.

Titel des Buches:

Zum Titel des Buches kann ich nur eines sagen. Nach der Lektüre und dem Lesen macht er durchaus Sinn, und ist total stimmig, ist also nicht nur einfach ein so daher genannter Titel. Da es aber wirklich ein ganz toller Grund ist, der mit der Geschichte zusammenhängt, will ich ihn euch nicht verraten. Das dürft ihr selber herausfinden. Denn am Ende ist es eine „Herzmalerei“, die jemanden zu erkennen gibt. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein toller Titel, der davon erzählt, wie sehr unsere Herzen malen und bunt sind, und aus dem Alltagsgrau herausgehoben werden, wenn sie verliebt sind ;)

Cover:

Das Cover möchte ich nochmal hervorheben, weil es wirklich einzigartig ist. Marcel Schneider hat es selbst entworfen. Und wenn man es in Händen hält, strahlt es wirklich ein klein wenig. Im Spiralbaum kann man sich fast verlieren. Ich denke der Baum steht für die Verästelungen der verschiedenen Leben innerhalb von Raum und Zeit, und die Figur ist vielleicht unsere weibliche Protagonistin in der symbolischen Herzblase, die für die Liebe steht. Metaphorisch ist das alles total toll. Ein kleines Kunstwerk. Und nach Beendigung des Buches hat sogar jeder kleine Stern darauf eine Bedeutung, und erinnert mich ein wenig an Wiedergeburt.

Nun zum schwierigsten Teil, meine Gedanken zum Buch, die irgendwie überhand nehmen:

Die Ausgangssituation im Roman ist so, dass die Erde zu dieser Zeit und mittlerweile 12 Milliarden Menschen beherbergt. Wer unsere aktuellen Zahlen kennt, der weiß, dass dies so ziemlich überbevölkert ist. Die guten Seiten der Zukunft will ich an einem Beispiel zeigen. Davon gibt es im Buch so viele, und alle kann und will ich natürlich nicht verraten. Das muss man irgendwie selbst gelesen haben, um es zu verstehen. Es gibt Bauern in der Gesundheitszone auf dem Dach der Hochhäuser. Bei Neubauten ist es gleich Vorschrift, diese zu bebauen. Keine verstopften Straßen, Sicherstellung der Versorgung und Umweltschutz sind die Vorteile. Natürliches Essen ist teurer als das aus dem 3D Drucker.  Angebaut werden Kräuter, Obst und Gemüse. Die Gesellschaft hat also nicht nur schlechte Seiten, sondern, wie alles im Leben, auch gute. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen verhilft die Technik zu vielen Dingen, und erleichtert den Alltag, zum anderen ist man sehr viel überwacht, und gibt der Technik sehr viel Raum, was auch sehr gefährlich ist, da wohl auch alle Daten, zum Beispiel die der BRO’s, gespeichert werden. Und dann ist da ja auch noch dieser ID Chip, den jeder Mensch hat, und auf dem alle Infos zum Mensch gespeichert sind. Es gibt keine Krankheiten, gerade in der Gesundheitszone, und durch die Entwicklung und Produktion von perfekten Menschen. Aber auch hier könnte man darüber diskutieren, ob das so richtig oder falsch ist. Überhaupt ist das Buch und seine Situation sehr diskussionswürdig in vielen Bereichen und bei vielen Themen. Ethik eben.

Ich habe mich ab und an und öfter schon mal dabei erwischt, mich zu fragen, wohin sich unsere Welt entwickelt, und wie die Menschheit in ungefähr 100 Jahren aussehen würde. Ihr Benehmen, ihre Errungenschaften, die Gesellschaft ansich, die zwischenmenschlichen Beziehungen….. und die Entwicklungen von all dem, was sich heute, in meiner Zeit in Anfängen abzeichnet. Dieser Roman spiegelt nun ziemlich genau, auf sehr realistische Weise wider……….. wie diese Zeit aussehen könnte, als ein Szenario, in dem es von der Thematik eigentlich um ganz andere Dinge gehen sollte.

Es ist ein wenig kontrovers. Die meisten Themen sind diskussionswürdig, und ethisch bedenklich, aber auch zum Wachrütteln, oder eben einfach totaler Fortschritt und praktisch, denn bei den meisten bewegen wir uns in großen Schritten genau auf solche Szenarien zu. Das hat mir am Buch zum einen sehr gut gefallen, zum anderen Angst gemacht. Und das in einer Welt, in der man eh schon nicht mehr ganz angstfrei leben kann. Und es ist ja auch nicht das einzige Thema im Buch. Ebenso wird am Beispiel von Zenia eine Beziehung gezeigt, die daran zerbricht, dass ein Partner keine Zeit mehr für einen hat, weil das Geld und die Arbeit und der Erfolg im Beruf wichtiger sind. Das gibt es doch heute auch schon, werdet ihr nun sagen. Ja, das ist richtig. Zenia sehnt sich nach Liebe, nach richtiger, nach einem Partner, der für sie da ist….. so wie es in ihren Rückführungen passiert ist. Ihre Seele sehnt sich sozusagen danach, was sie schon einmal gehabt hat. Tiefgehendes Vertrauen und Liebe zu einem Menschen. Dieses Sehnen beschert ihr wahre Glücksgefühle, während sie in ihren Rückführungen ist, denn nur dort kann sie diese wahre Liebe empfinden, gibt es doch in ihrem momentanen Leben keinen Partner, für den sie genau das empfinden würde. Denn Samu, eben dieser Partner, scheint nicht wirklich der Richtige zu sein, und fast scheint es manchmal so, als ob Zenias Seele sich gegen ihn, und seine Unliebsamkeit wehren würde.

Und am Ende bleibt die Frage, ob wir wirklich immer auf ewig unseren Seelenpartner in jedem Leben suchen sollten, oder einfach mal im Leben auch mit einem Partner zusammen sein, der dieser Seele des vorherigen Partners einfach sehr nahekommt. Es ist ein Paradoxum. Kann man sich in einem Leben neu verlieben, und quasi eine neue Seelenpartnerschaft für die zukünftigen Leben eingehen? Und was passiert dann mit der Seele der alten Seelenpartnerschaft?

Und man fragt sich unbewusst, ob es so etwas wie eine Vorbelastung der Seele gibt. Unangenehme Dinge, die wir im Vorleben erlebt haben, und vor denen wir uns nun im aktuellen Leben scheuen, oder sie gar vermeiden. Und schließlich fragt man sich: Wo ist der Beginn? Der Anfang? Der Ursprung der Seele? Wann hat sie das erste Mal gelebt in einem Menschen? Gleich zu Anfang allen Ursprungs? Und welches Leben war ihr erstes Leben? Und haben diese beiden Seelen sich schon seit dem Ursprung geliebt? Verwirrend, oder? Ich hoffe, dass ich für mein Geschreibsel hier nicht in die Anstalt komme…..

Die Welt in ca. 100 Jahren? Erschreckend aber auch mit Hoffnung und Chancen versehen. 100 Jahre mögen eine lange Zeit sein, doch in unserer Erdentwicklung sind 100 Jahre fast gar nichts. Und schon fragt man sich, ob man sich wirklich dahingehend so entwickelt, dass solch eine Welt entstehen könnte. Das Buch hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Einer Gesellschaft, die die Anfänge solch einer Welt bereits eingeleitet hat. Und an uns liegt es, dass es nicht so wird, wie im Buch. Nun ist die Frage ob es 5 vor, oder schon 5 nach zwölf ist. Das Buch kann aufrütteln.

Fazit:

Wir haben es hier ja mit dem Debütroman des Autorenpaares zu tun. Für mich ist er eine Mischung aus 1984 und Gattaca, und natürlich mit ganz vielen eigenen Ideen.  Das Buch und der Film sind nur zur Orientierung genannt, und an was es mich wage erinnert hat. Beides übrigens ein Kompliment von mir.

Und fast mit jedem Satz den man liest, hat man einen neuen Denkanstoß, wie etwas in Zukunft werden könnte, und auf welchem Weg wir sind.

Das Buch hat mich überrascht, weil es mehrere Elemente miteinander vereint. Es könnte anfänglich ein Science-Fiction Buch sein, oder auch ein erschreckender Ausblick in unsere Zukunft, denn bei einigen Science-Fiction Dingen habe ich sehr darüber nachdenken müssen, dass wir schon jetzt auf dem Weg dorthin sind……… Zum zweiten enthält es natürlich die Liebesgeschichte, und Zeitreisen nicht in körperlicher Form, sondern die Seelenform dessen. Bedeutet, es geht um Rückführungen der Seele, und die Leben, die wir vorher gelebt haben. Abe auch um das Sehnen nach etwas, das echt ist, die Liebe. Echte richtige Liebe.

Das hat mir besonders am Buch gefallen, weil es etwas völlig Neues war. Nicht wie bei anderen Sci-Fi Romanen. Hier war es so, dass die Dinge Zwar im Bereich Sci-Fi in der Zukunft spielen, aber tatsächlich genau so eintreten könnten, da viele Dinge schon in Planung oder in den Anfängen sind.

Das alles hört sich ja erstmal negativ an, aber es sei euch gesagt……….. das ist es keinesfalls. Wer mich kennt, der weiß, dass ich Bücher mag, die Dinge ansprechen…. Die nicht so klar definiert sind, und diskussionsfreudig ob unserer heutigen Zeit sind. Hier sehe ich die Parallelen und den Diskussionsstoff regelrecht vor mir. Schon allein die Thematiken von KI, Babys die produziert werden, und einer Welt, in der alles nur noch automatisch läuft, und die in Schichten von Arm und Reich eingeteilt ist……….mmmmjoah. Das ist schon mal genug Zündstoff, zumindest für meine Begriffe.

Syma Schneider ist übrigens nicht etwa eine Person, nein. Es handelt sich um Sylvia und Marcel Schneider, die dieses Buch zusammen geschrieben haben. Und es ist ihr erstes. Ein Debütroman also (ich glaube, das habe ich schon mal erwähnt :D). Oder wie ich es gerne mal nenne. Das erste Buchbaby.

Ein Roman, für den ich gerne ein paar Herzen malen würde….

Mein heutiges Rezensionsendelied geht allerdings wieder in die Liebesthematik der Geschichte, weil ich doch halt auch Liebesgeschichten gerne mag. :D  :

„Ganz egal wo du bist, Wie sehr du mich vermisst, Wie viel Zeit uns auch trennt, Und wie schnell sie auch rennt, Es ist gar nicht so schwer, Ich bin doch nur ein Herzschlag entfernt. Und du bist alles was bleibt, Auch wenn jeder Strick reißt, Unser Weg sich auch teilt, Ich will nur dass du weißt, Ich bin doch nie mehr, Als nur einen Herzschlag entfernt.“