Rezension

perfide gut

Ein perfider Plan - Anthony Horowitz

Ein perfider Plan
von Anthony Horowitz

Ein wunderbar britischer Krimi mit klassischem Ansatz, voller Ideen und einem Ermittlerduo, welches Holmes und Watson in den Schatten stellt.

Eine ältere Dame betritt das Büro eines Bestattungsunternehmens und arrangiert ihr Begräbnis. Noch am selben Tag wird sie in ihrer Londoner Wohnung ermordet. 

Auf den ersten Blick könnte man das Buch für einen ganz normalen Detektivroman halten, enthält er doch sämtliche klassischen Elemente des Genres. Und vielleicht ist er das ja. Aber darf er sich dann selbst so wenig ernst nehmen?

Der Autor Anthony Horowitz erzählt diesen sehr britischen Kriminalroman aus der Sicht eines Autors namens Anthony. Das und alles, was folgt, ist augenzwinkernd witzig, schräg und gleichzeitig höchst anspruchsvoll und akribisch konstruiert.

Als genialer Ermittler drängt sich ihm ausgerechnet Daniel Hawthorne auf, der polizeiliche Berater, der ihm bereits als Sachverständiger zu seinen Drehbüchern so richtig auf die Nerven ging. Verständnislos gegenüber jedweder schriftstellerischer Freiheit, sozial inkompetent und undurchsichtig gibt er einen solchen Unsympathen ab, dass er Anthony sogar als Vorbild für die Figur einer Serie diente („Als ich ihn am Ende der fünften Episode sterben ließ, musste ich lächeln.“ S.25)

Der dauerschwelende Konflikt, gelegentlich sogar Rivalität, zwischen den beiden begleitet die gesamte Handlung und erweist sich als dankbarer Nährboden für eine sehr außergewöhnliche Geschichte, die, mit bissiger Ironie, bösem  Humor und spritzigen Ideen angereichert, pures Lesevergnügen bietet.

Die Spannung bleibt zunächst etwas verhalten, die braucht es auch gar nicht, um die Leser zu fesseln. Denn die werden auf Grund der skurrilen Eingangssituation sogleich in Bann gezogen und anschließend so leichthändig mitgeführt, dass das Lesen zum Erleben wird. 

Trotz des überschaubaren Personenkreises gelingt die Überraschung: Die Lösung des Falles ist genial, ebenso unvorhersehbar wie logisch. 

Und auf welchen Plan sich nun der Titel wirklich bezieht, darf, muss aber nicht, nach der Lektüre schmunzelnd entschieden werden. 

Wie schön wäre es, mehr solcher Bücher zu kennen!