Rezension

Peter Høeg: Die Kinder der Elefantenhüter

Die Kinder der Elefantenhüter - Peter Høeg

Die Kinder der Elefantenhüter
von Peter Høeg

Bewertet mit 4 Sternen

„Willst du der Freund eines Elefantenhüters sein? Dann vergewissere dich, ob du Platz für den Elefanten hast.”Mit diesem alten indischen Sprichwort beginnt der neueste Roman von Peter Høeg, und der geneigte Leser sollte sich dies auch zu Herzen nehmen, denn ihn erwartet Großes:

Eine actiongeladene Kriminalgeschichte, eine wunderbare Familiengeschichte, eine großangelegte Sinnsuche mit skurrilen Charakteren und überraschenden Einsichten. Høeg, der mit “Fräulein Smillas Gespür für Schnee” Weltruhm erreichte, beweist mit diesem großartigen Schelmenstück wieder einmal, dass er zu den begnadetsten lebenden Erzählern gehört.

Nach außen hin scheint der vierzehnjährige Peter ein ganz normales Leben zu führen; zusammen mit seiner Schwester Tilte und den Eltern lebt er auf der dänischen Insel Finø. Der Vater, begeisterter Hobbykoch, ist evangelischer Pastor der ansässigen Gemeinde, die Mutter eine leidenschaftliche Organistin und Erfinderin. Doch hinter der gutbürgerlichen Fassade der beiden verbirgt sich einige kriminelle Energie, welche in der Vergangenheit in der Vortäuschung göttlicher Wundertaten ihren Ausdruck fand und der Familie zu kurzzeitigem Reichtum verhalf.
Als nun an einem Karfreitag die Eltern nicht wie gedacht ihren Urlaub auf den Kanaren antreten, sondern spurlos verschwinden, erhärtet sich bei dem Geschwisterpaar Tilte und Peter schnell der Verdacht, dass ihre Eltern wieder Großes (und damit nichts Gutes) planen. Und damit nicht genug: Höchste Vertreter aus Wissenschaft und Religion, ein Psychiater, ein Pädagoge und die Bischöfin der Insel nehmen die Verfolgung auf und machen auch den auf eigene Faust ermittelnden Geschwistern, die sich mittlerweile ihren Bruder Hans, Student der Astrophysik ins Boot geholt haben, das Leben schwer. Ein herrliches Katz-und-Maus-Spiel nimmt seinen Lauf, dessen Ziel die Weltsynode der Religionen in Kopenhagen ist, zu der die höchsten Vertreter aus aller Welt erwartet werden.
Haben es Peters Eltern auf die zu diesem Anlass ausgestellten wertvollen Reliquien aus aller Welt abgesehen? Oder steckt doch mehr hinter ihrem Verschwinden? Oder will gar eine Gruppierung bunt zusammengewürfelter Religionsvertreter aus aller Welt einen Terroranschlag auf die Synode verüben? All diese wunderbar skurril ineinander greifenden Ereignisse beschreibt der vierzehnjährige Ich-Erzähler mit einer Leichtigkeit, als ob sie das Normalste auf der Welt sind.

Eine großartige Geschichte, die vor Einfallsreichtum und intelligentem Humor sprüht, sich gleichwohl der Religion, Philosophie und Sinnsuche verschrieben hat und bis zur letzten Seite spannend bleibt, eine Geschichte die schwer zu bändigen ist: Erweisen SIE sich als guter Elefantenhüter?