Rezension

Pfalz schläft?

Wie könnt ihr schlafen - Monika Geier

Wie könnt ihr schlafen
von Monika Geier

Bewertet mit 1 Sternen

Von wegen Urlaub. Kommissarin Bettina Boll wird von ihrem Vorgesetzten per Erpressung zum Dienst abgerufen und in die Wildnis geschickt: Aus einem Nest namens Kreimheim wurde der Fund einer Kinderleiche gemeldet. Als Verstärkung für ihren ersten eigenen Fall gibt man ihr den »kleinen« Willenbacher mit, einen farblosen Chauvi. Und dann informiert man sie in letzter Sekunde, dass die aufgetauchte Neugeborenenleiche seit etwa 25 Jahren tot ist. Viel Glück beim Ermitteln, Frau Boll! Kreimheim jedoch wartet nicht nur mit allerlei skurrilen Persönlichkeiten und einem anbetungswürdig netten Bürgermeister auf, sondern bietet der Kommissarin als Dreingabe eine Vermisstenmeldung sowie einen waschechten Mordanschlag.

Da haben wir eine junge Frau, die in einer deutschen Behörde arbeitet. Ihren Urlaub verbringt sie damit, die beiden Kinder ihrer Schwester zu hüten, die ins Krankenhaus muss. Dann kommt der Chef der Frau und befiehlt sie an den Arbeitsplatz zurück. Welche Frau würde nicht gern ihrem Chef den Gefallen tun - Urlaub abbrechen, Kinderchen irgendwo unterstellen, Koffer packen und ab in die Provinz. Weil nämlich Knochen gefunden werden, die schon seit 25 Jahren in der Erde liegen, aber jetzt offenbar keinen Tag Aufschub dulden.

Je blöder die Ausgangssituation, desto lieber liest man bekanntlich weiter, oder nicht?

 

Dass ständig jemand eine Zigarette anzündet, will ich dem Buch überhaupt nicht vorwerfen; stattdessen lasse ich das Buch selbst sprechen:

S. 144: „Es war wie diese Sache, die sie vor langer Zeit in der Schule gelernt hat: Minus und minus gibt plus.“ --- Zu meiner Schulzeit ergab minus mal minus plus. (Naja, vielleicht gabs nach der Rechtschreibreform eine Mathematikreform, und ich hab nichts mitbekommen.)

S. 151: „Grimmig tötete Klara die letzte Glut ihrer Zigarette mit einer harschen Bewegung.“ – Ich habe gewiss viele Zigaretten in meinem Leben ausgedrückt, aber dass ich eine unschuldige Glut getötet hätte – niemals.

S. 281: (Eine Leiche wurde mit einem Tuch um den Kopf gefunden.) „Ihr Tod war vielleicht `n Unfall, so eine Art Lustmord während einer Vergewaltigung“, mutmaßte Schuster mit gierigem Funkeln in den Augen.

Gierig funkelnde Polizistenaugen beim Gedanken an eine Vergewaltigung??? Hoppla.

Merkwürdig, dass Bettina auf Seite 334 anfängt, im Beisein einer Jugendlichen, die sie verhören soll, um ihre Schwester zu weinen, von der man seit Seite 23 nichts mehr gehört hat. Wie professionell ist das denn?

Was aber in meinen Augen wirklich schlimm ist: Die Verachtung, die die Autorin für ihre Figuren empfindet. Nie-nie-niemals darf ein Autor überheblich auf seine Figuren hinabschauen. Wenn, dann muss er sich der Augen eines Protagonisten bedienen, aber nicht einmal das schafft Geier.