Rezension

Pflichtlektüre für Fans

Udo - Udo Lindenberg, Thomas Hüetlin

Udo
von Udo Lindenberg Thomas Hüetlin

Bewertet mit 5 Sternen

»Stell Dir vor, Du liegst in einer Umkleidekabine in einem Fußballstadion in Leipzig und Du versuchst, easy zu sein. Adrenalin rückwärts, nennst Du diesen Zustand.«

40.000 Fans, die jubeln, toben und darauf warten, dass man erscheint, sind schon eine Hausnummer. 40.000 Fans, von denen die jüngsten noch Teenies und die ältesten Rentner sind – das muss man erst mal schaffen. Da kann man auch schon mal ein bisschen nervös werden, selbst wenn man den Job schon seit mehr als fünfzig Jahren macht.

 

Udo Lindenberg ist so einer, der es geschafft hat. Einer der ganz großen deutschen Stars, nicht jeder mag ihn (logisch), aber jeder kennt ihn. Für diese Biographie hat er sich mit Thomas Hüetlin, einem vielfach ausgezeichneten Journalisten, zusammengetan, als Leser kann man sich richtig vorstellen, wie die beiden zusammensitzen, zwischen sich ein Eierlikörchen, Udo erzählt und Thomas schreibt auf.

Das Ergebnis wirkt sehr ehrlich, beschönigt nicht. Der Tonfall ist der bekannt schnoddrige, auch das ist sehr authentisch.

 

Inhaltlich fehlt nichts, angefangen bei Kindheit und Jugend in Gronau über den Aufbruch, die erste Zeit als Trommler und die Anfänge des Panikorchesters. Udos Versuche, in der DDR zu spielen, bieten Stoff für ein eigenes, großes Kapitel, sein politisches Engagement ebenfalls.

In all den Jahren ist eine Menge passiert, es gab Höhen und Tiefen, die sich im Buch wiederfinden. Nicht wenige persönliche Krisen waren dabei, z.B. die Todesfälle von Bruder und Mutter. Es gab Zeiten mit schlechten Verkaufszahlen, in denen Udo die Angst »vor den Möbelhäusern« quälte, dazu passend finanzielle Engpässe und natürlich und ganz besonders der Alkoholismus, dessen Grundlage schon in der Kindheit gelegt wurde. Zeitweise reiht sich Absturz an Absturz, schonungslos ehrlich eben.

 

Jedes Kapitel beginnt mit den Worten »Stell Dir vor…«, der Fan erkennt natürlich sofort, dass mit diesen Worten einer der großen Hits beginnt. Überhaupt ziehen sich viele Songtexte durchs Buch, passend zum jeweiligen Lebensabschnitt. Ganz deutlich merkt man dadurch, wie Udo das, was ihn umtreibt, in seinen Texten verarbeitet. Ebenfalls passend zum Inhalt finden sich übers ganze Buch verteilt zahlreiche Illustrationen von Udo, statt Fotos gibt’s Selbstgezeichnetes.

Auch witzige Details fehlen nicht, ich amüsierte mich beispielsweise über die Stellenanzeige für Elli Pyrelli beim Künstlerdienst:

»Wir suchen eine etwas korpulente Dame. Wenn sie schon einmal in der Badewanne gesungen hat, wäre das vorteilhaft. Ach ja, und ein bisschen verrückt schadet nichts. Denn bei uns haben alle die eine oder andere Klatsche.«

 

Fazit: Udo wie er lebt und erzählt. Pflichtlektüre für Fans!

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 18. November 2018 um 00:25

Werd ich mir auch unbedingt mal vornehmen - bin bekennender Udo und Panikorchester-Fan ;)

Danke für deine tolle Rezi!