Rezension

Phantastische Geschichte mit vielen Ebenen

Ich, Santa - Jay Kay

Ich, Santa
von Jay Kay

Bewertet mit 4 Sternen

Um es gleich vorwegzunehmen: 'Ich, Santa' von Jay Kay ist keine Weihnachtsgeschichte. Es ist eine Geschichte, die uns eine magische Interpretation nicht nur der winterlichen Jahreszeit, sondern, im wahrsten Sinne des Wortes, aller Jahreszeiten liefert. Vieles wird dabei nur angedeutet und bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, aber letztlich geht es um Folgendes:

Die Jahreszeiten, Nacht und Tag, und letztlich die Zeit selbst sind, wie ihre zahlreichen Helfer, Wesen mit eigenem Willen, die in unterschiedlichen Gestalten in unserer Welt leben, teils von uns unerkannt wahrgenommen, größtenteils aber verborgen. Auch 'Santa' - der Weihnachtsmann, wenn man ihn so nennen will - gehört zu ihnen. 

Dessen Bekanntschaft macht ein 16-jähriger Junge, dessen Mutter vor Kurzem verstorben ist und der nun bei seinem mysteriösen Onkel und dessen zwei Ziehsöhnen lebt. Der Onkel hat eine umfangreiche Sammlung an magischen und bedeutsamen Artefakten, woher ist nicht klar. In der Familie scheint aber ein 'Sinn fürs Magische' im Blut zu liegen, denn der Ich-Erzähler hat, im Gegensatz zu seinen Cousins, auch ein Gespür für die Bedeutsamkeit der Gegenstände seines Onkels, um die dieser aber ein großes Geheimnis macht und vor nichts zurückschreckt, um dieses zu wahren. 
Bald steht der Held der Geschichte zwischen den Fronten: auf der einer Seite die 'Kinder der Erde', zu denen er sich hingezogen fühlt und die ihn um seine Hilfe bitten und auf der anderen Seite sein Onkel, und alles, was ihm von seiner Familie geblieben ist. 

Die Geschichte liest sich wahrhaft phantastisch und hat mich vor allem in der ersten Hälfte sehr an die Bücher von Wolfgang und Heike Hohlbein erinnert. (Was ein hohes Lob bedeutet, weil ich quasi ausschließlich diese Bücher verschlungen habe, als ich ein Teenager war.) Das altbewährte Rezept: ein Jugendlicher aus unserer Realität schlittert in einen Kampf zwischen Gut und Böse und erkennt, dass es an ihm allein liegt, diesen für die gute Seite zu gewinnen. 

Jay Kay hat die Geschichte so aufgebaut, dass man Stück für Stück mehr über die Hintergründe erfährt und darüber, wer welche Bedeutung hat. Dennoch bleiben viele (sehr viele) Fragen offen. Nicht so sehr über die Kinder der Erde, aber mehr über den Sammler Frank, sein Gespür für Magie und seine Absichten. Die kleine Zusatzgeschichte ('Vignette') die das Buch im Anschluss an den Roman enthält, lässt vermuten, dass die übrigen Geschichten, die es über die Kinder der Erde gibt, da auch nicht mehr Licht ins Dunkle bringen. Das könnte ein tierisch frustrierender Umstand sein, ist es aber (fast erstaunlich) in diesem Fall für mich nicht: Dadurch, dass die Kräfte, die der Held der Geschichten kennenlernt Mächte haben, die sie die Zeit und unsere Realität beeinflussen lassen, kann man die Story durchaus 'logisch' finden, auch wenn man sich gewisse Dinge nicht erklären kann. Das vermittelt außerdem das Gefühl, dass es eine Wahrheit 'hinter' der Story gibt, die man nur noch nicht erfassen kann und spricht, gerade bei einer phantastischen Geschichte, nur für die Qualität des Erdachten. 

Gefiel mir sehr und ist für Fans von Magie ein guter Tipp.