Rezension

philisophisch und gut

Blumenberg - Sibylle Lewitscharoff

Blumenberg
von Sibylle Lewitscharoff

Bewertet mit 5 Sternen

Sibylle Lewitscharoffs Roman "Blumenberg" beginnt im Mai 1982.
Eines Nachts - der Philosoph und Münsteraner Universitätsprofessor Blumenberg geht seiner allabendlichen Arbeitsroutine nach - liegt plötzlich ein Löwe mitten auf dem Teppich seines Arbeitszimmers. Nicht mehr der Jüngste, aber dennoch majestätisch und imposant, wird der Löwe ein ständiger Begleiter Blumenbergs, gibt ihm Kraft, besucht ihn jeden Abend in seinem Arbeitszimmer, fährt auf der Rückbank seines Autos mit und taucht in seiner Vorlesung zum Thema "Trost" auf. Keiner der Studenten kann den Löwen sehen, doch vier scheinen seine Anwesenheit zu spüren.
Isa, die junge Frau aus der ersten Reihe, die sich in einer an Besessenheit heranreichenden Verliebtheit in Phantasien mit ihrem Professor flüchtet, Gerhard, ihr Freund und der wohl begabteste Student Blumenbergs,durch den frühen Tod beider Eltern ein Waise, Richard, der von Südamerika träumt anstatt vom Abschluss seines Studiums und Hansi, ein Poet, den keiner versteht und fast alle für schwachsinnig halten.

Sibylle Lewitscharoff webt in ihrem Roman eine Geschichte um Blumenberg und diese vier Studenten. Schnell wird klar, dass jeder seine Probleme hat und einen Unterstützer wie den Löwen gebrauchen könnte. Der Philisoph Blumenberg ist in seinen biographischen Daten mit dem realen Philosophen Hans Blumenberg identisch, der Romanheld und auch seine Familienmitglieder lassen aber den Vornamen vermissen, die Handlung ist rein fiktiv.

Charmant und melodisch wirkte auf mich der Stil dieses Romans. Die Sprache ist mutig, nicht alltäglich und um keine Neuschöpfung verlegen. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Witz, ein wenig Ernsthaftigkeit in den Schicksalen der Protagonisten und ein fulminantes, der Realität entgültig entflohenes Ende.

Sehr gelungen finde ich auch die Einschübe des "Erzählers", in welchen "er" auf sehr unterhaltsame Weise sein oft grausames Vorgehen mit seinen Figuren rechtfertigt oder seine Wissenslücken und dichterischen Freiheiten eingesteht.

Insgesamt ist "Blumenberg" besonders durch das intelligente Sprachtalent der Autorin für mich ein Roman, der in der heutigen Literatur seinesgleichen sucht.