Rezension

Piano, Klavier, Flügel? Egal. Spannend.

Das Gewicht eines Pianos -

Das Gewicht eines Pianos
von Chris Cander

In diesem Roman verfolgt der Leser zwei Frauengeschichten, die sich mit rasanter Geschwindigkeit aufeinander zubewegen. Treibende Kraft ist hier ein Blüthner Klavier vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Protagonistinnen sind Katya und Clara, die in unterschiedlicheren Welten nicht hätten aufwachsen können und doch Parallelen in ihren Leben haben. 

Ich finde den Schreibstil der Autorin sehr flüssig und die Ideen zu den Kapitelinhalten bzw.-wechseln sehr gut. Sie schafft es mit gut getimten Zeitsprüngen schnell Spannung aufzubauen. Mit Interesse habe ich verfolgt, wie sich immer weiter die Verbindung der Personen zum Klavier und damit zueinander verengt. Leerstellen werden gefüllt und die Geschichte erscheint abschließend inhaltlich wie psychologisch schlüssig. 
Von der Gestaltung des Buches war ich zunächst sehr angetan. Das Design spiegelt meines Erachtens die Eleganz eines Pianos wieder. Und dort kommt es aus meiner Sicht zur einzigen größeren Schwäche des Buches. Wir sehen über den Vorder- und Rückdeckel des Buches ein Flügel-Piano in rosa abgebildet. Auf dem Foto, was nur in Grautönen zu erkennen ist, sitzt ein Mädchen an einem Pianino (was mir erst auf den zweiten Blick aufgefallen ist). In meiner Imagination bildete sich während des Lesens ein Flügel, der durch die Leben der Protagonistinnen reist. Scheinbar handelt es sich im Buch jedoch um ein Pianino. Dieser Unterschied erscheint mir deshalb so frappant, weil das Piano einen eigenen Charakter hat und auch wie ein Protagonist wirkt. Es ist ernüchternd, wenn man am Ende eines Buches realisiert, dass man eine vollkommen falsche Vorstellung von einem der Protagonisten hatte. Deshalb gibt es den einen Punkt-Abzug. Hier hätte sprachlich differenzierter gearbeitet werden müssen. Vielleicht ist auch etwas bei der Übersetzung verloren gegangen. 
Insgesamt bekommt das Buch definitiv von mir eine klare Leseempfehlung. Der Plot ist originell und ich war die ganze Zeit über gebannt.