Rezension

Pinguine brauchen Freunde

Unverfrorene Freunde - Klemens Pütz, Dunja Batarilo

Unverfrorene Freunde
von Klemens Pütz Dunja Batarilo

Bewertet mit 5 Sternen

»Niemand wird mich je über meine Arbeit jammern hören. Mein Beruf als Meeresbiologe ist außerordentlich vielseitig. Ich frickele an Peilsendern, ich lese gespeicherte Daten aus Fahrtenschreibern aus und ziehe daraus Schlüsse, ich arbeite in großartiger Natur mit den lustigsten Tieren der Welt.«

Klemens Pütz liebt seine Arbeit und die Objekte seiner Studien. Das liest man aus jeder einzelnen Seite dieses Buchs heraus – ich habe die Lektüre sehr genossen! Der promovierte Meereszoologe erforscht seit 1989 Pinguine und ist wissenschaftlicher Direktor des Antarctic Research Trust.

 

Pinguine mag eigentlich jeder. In Zoos gehören sie zu den Besuchermagneten, im Internet werden eifrig Pinguinbilder gepostet und geliked, sie sind Filmstars und vermutlich sitzt in jedem Kinderzimmer mindestens ein Plüschexemplar von ihnen.

Auch Pütz findet die Frackträger toll und sicher gehört er zu den Menschen, die am meisten über sie wissen und zudem weiter versuchen, noch mehr zu erfahren. Der Leser darf sich auf enorm viel Infos rund um diese faszinierenden Vögel freuen!

 

Das Buch gliedert sich in drei Kapitel: Pinguine an Land, Pinguine im Wasser und Welt im Wandel – Pinguine in Gefahr. Klemens Pütz schreibt sehr lebendig, man hat beim Lesen das Gefühl, man befände sich, so wie er, mitten zwischen den Tieren. Ich habe einiges schon Bekannte gelesen und viel Neues erfahren, alle Infos haben gemein, dass sie sehr gut verständlich und unterhaltsam präsentiert werden. Wer Pinguine aber bislang ausschließlich als liebenswert angesehen hat, muss stark sein, denn die Tiere sind nicht immer nett. Man sollte sie nicht vermenschlichen und eigene Moralvorstellungen auf sie übertragen. Das fällt schwer, eben weil man sie so mag. Aber in einer Pinguinkolonie kommt es zu Prostitution, Kidnapping und Pädophilie, der Autor räumt gründlich mit einigen idealisierten Meinungen über die Frackträger auf.

 

Ich lese also interessiert über Eigenarten und Verhaltensweisen, verfolge einen Exkurs zur Evolution der Pinguine (vor 30 Mio. Jahren lebten über 40 verschiedene Arten von ihnen auf der Erde!), begleite den Autor, wenn er sich an seine erste Fahrt in die Antarktis erinnert, verfolge seine bildgewaltigen Schilderungen der Umgebung, die man vermutlich doch nur richtig erfassen kann, wenn man sie selbst gesehen hat. Er erzählt von seinem Werdegang, wie er zu den Pinguinen kam und wie sie seitdem sein Leben bestimmen. Großartige Fotos von vielen herrlichen Tieren, von den Forschungsarbeiten und auch ein paar private Aufnahmen ergänzen alles perfekt. Hinzu kommen vorne und hinten im Buch sehr informative Karten der Regionen.

 

Aber natürlich ist nicht alles schön, der dritte Teil des Buchs befasst sich mit Themen, die traurig und besorgt machen. Da geht es um Umweltschutz, den Klimawandel, um Ölbohrungen und -tanker, um Überfischung, Schleppnetze und Plastikmüll. Kein Happy End in Sicht also für die beliebten Vögel? Pütz kämpft um sie. Der von ihm mitgegründete Antarctic Research Trust hat sich zum Ziel gesetzt, die Überlebenschancen von Pinguinen und anderen Bewohnern der Subantarktis zu verbessern, u.a. hat der Trust fünf kleine unberührte Inseln des Falkland-Archipels gekauft und daraus Reservate gemacht. Mit den Ergebnissen seiner Forschungen versucht der Pragmatiker Pütz, aufzuklären und Lösungsvorschläge zu erarbeiten, die dem Schutz der Tiere dienen. Und er schrieb dieses Buch, um den Lesern diese faszinierenden Tiere noch mehr ans Herz zu legen, denn…
»Denn nur was man liebt, das schützt man auch. In diesem Sinne schreibe ich auch dieses Buch: Wer die Zusammenhänge versteht, der kann auch dementsprechend handeln. Denn Pinguine brauchen Freunde – nicht nur auf YouTube.«

 

Fazit: Dieses Buch gehört ins Regal mit meinen Lieblingsbüchern. Und wer ein Geschenk für einen Tier- oder Naturfreund sucht: Hier ist es!