Rezension

Pleiten, Pech und Pannen eines Autors

Das Beste, was wir tun können, ist nichts - Björn Kern

Das Beste, was wir tun können, ist nichts
von Björn Kern

Bewertet mit 2 Sternen

'Wenn man aufhört, auf die anderen zu hören, nimmt man auf einmal wahr, was man davor überhört hatte.', soweit die Aussage des Autors.
Er möchte in diesem Buch Menschen, die vor »zu viel Arbeit« und »zu wenig Zeit« gerade dabei sind, das Beste im Leben zu verpassen anleiten wieder zu einem glücklichen Leben voller Nichtstun zurück zu finden.
Dazu erzählt er verschiedene kleine Anekdoten aus seinen eigenen Erfahrungen rum um das Nichtstun. Jede Anekdoten bildet ein Kapitel, was dazu führt dass das Buch recht viele aber auch sehr kurze Kapitel hat.
So kommt man recht flott durch das Buch, kann es aber auch sehr gut häppchenweise zwischendurch lesen.

Allerdings folgen die Kapitel keiner ersichtlichen Reihenfolge.
Mal erzählt der Autor vom Leben mit Frau und Kind in Berlin, mal von seinem alten Hof in den Weiten des Oderbruchs, mal aus seinem Freundeskreis oder dem Arbeitsalltag.
Es springt von einem Ereignis zum nächsten. Übergeordnete Themen, wie bei regulären Ratgebern fehlen hier völlig.

Das Nichtstun ist immer Ziel jeder Handlung des Autors.
So recht gelingen will es ihm aber nicht. Entweder weil er schon so von unserer leistungsorientierten Gesellschaft eingenommen ist, oder vielleicht weil er von Natur aus eher ein aktiver typ ist und schneller handelt als er nachdenkt?
Auf jeden Fall führt scheitert der Autor regelmäßig mal mehr, mal weniger amüsant an den Hürden auf dem Weg zum Nichtstun.
Sei es die übereifrige Renovierung des alten Hofs, die dann mehr Arbeit macht als man eigentlich wollte; oder das Kaufen und Zurückbringen von Werkzeugen und Utensilien, die man sich doch viel besser vom Nachbarn hätte leihen können; oder auch das mehrmalig Anrufen bei einer Service-Hotline um etwas umzumelden, das man dann doch lieber abmelden will.
Insgesamt hat man den Eindruck, dass der Autor erstmal etwas tun will oder muss, bevor er seinen Verstand gebraucht oder jemanden mit mehr Erfahrung fragt.
Bei mir hat das zu einem anhaltenden "hab-ich-doch-gleich-gesagt"-Gefühl und starkem Kopfschütteln geführt.

Zwei Positive Eindrücke hat das Buch allerdings bei mir hinterlassen.
Zum einen ist der Schreibstil locker und flüssig zu lesen. So kommt man gut vorwärts, auch wenn ich beim Lesen öfter gehofft habe, dass das Elend der Autors doch bitte bald ein Ende haben soll.
Und zum anderen ist die Grundidee des Buches sehr gut.
Ja, wir verbringen zu viel Zeit vor dem Bildschirm und im Büro und zu wenig Zeit mit Dingen, die wirklich wichtig sind. Und ja, viele von uns haben kein Verständnis für Menschen, die nicht nach Ruhm, Reichtum oder der großen Karriere streben.
Dieses Buch möchte uns wachrütteln und uns zeigen, dass das Leben auch ohne Geld, Sportwagen und protziger Villa sehr schön sein kann und auch viel glücklicher macht ohne das x-te neue Smartphone.
In der Umsetzung hat der Autor sich aber eher selbst zum Gespött degradiert, als dass er uns das nötige Handwerkszeug an die Hand gegeben hat um selbst ein Leben in gelungenem Nichtstun zu verbringen.

Für mich bleibt als Fazit die Erkenntnis, dass man erst über seine Handlungen nachdenken sollte, bevor man das Nichtstun mit unnötigen Tätigkeiten voll stopft.