Rezension

Plötzlich Papa

Hilfe, ich date eine Familie - Maximilian Reich

Hilfe, ich date eine Familie
von Maximilian Reich

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch, das ich als Hörbuch konsumiert habe, hat mich tatsächlich überrascht:

Man kennt sie ja, die seichten Bücher, die urkomische, abgedrehte und in erster Linie unrealistische Geschichten über Männer im besten Alter erzählen, die stolz auf ihr Single-Dasein sind. An so eine Art Geschichte dachte ich, als ich mit "Hilfe, ich date eine Familie!" begann.

Ich bin nur knapp 5 Jahre jünger als Max und komme selbst aus einer Patchwork-Familie. Es fiel mir überhaupt nicht schwer, mich mit ihm zu identifizieren. Seine Unbeholfenheit gegenüber Kindern, dem leiblichen Vater der Kinder, der Spagat zwischen Arbeit und Familie, der Frust kam mir ziemlich authentisch vor.

Besonders gut gefallen hat mir, dass es kein Fetisch von Max war, sich in die Koreanerin Sonja zu verlieben und dass Sonja eine selbstbewusste Frau ist, die auch ohne Mann alles super auf die Reihe bringt. Bei einem Streit ist sie nicht darauf angewiesen, zu Kreuze zu kriechen oder Max zu zeigen, wie wichtig er für die Familie ist - das darf er schön selbst herausfinden. Max macht im Laufe der Geschichte eine wichtige Entwicklung durch, die vom Junggesellen zum Papa. Er beschreibt dabei typische Probleme, die dabei entstehen und seine Sorgen waren für mich allesamt gut nachvollziehbar. Dass seine beiden Stiefsöhne koreanisch aussehen erwähnt er zwar, aber man spürt, wie egal ihm ist, wie sie aussehen - außer er könnte in die Gefahr geraten, ein asiatisch aussehendes Kind mit Flugangst über einen Flughafen zu zerren. Eine verständliche Angst.

Max begeht Fehler, die jedem von uns, der keine Kinder und keine jüngeren Geschwister, die er selber mitaufgezogen hat, passieren könnten, wenn wir in seiner Lage wären und auf einmal zwei Kinder hätten.

Das Buch lebt von Situationskomik und Max' sympathischen Gedanken und Sorgen. Es ist schön flüssig und leicht verständlich erzählt, regt in der ein oder anderen Situation zum Nachdenken an und ist sogar ein wenig lehrreich in Bezug auf Migration aus Sicht von Menschen, deren Zuhause Deutschland ist, deren Eltern oder Großeltern aber ursprünglich aus einem anderen Land kamen.

Ein modernes Buch über einen jungen Mann, der auf einmal seine eigene Familie hat.