Rezension

Plumpsklo-Tagebuch-Abenteuer

Der Sommer, in dem alle durchdrehten außer mir - Endre Lund Eriksen

Der Sommer, in dem alle durchdrehten außer mir
von Endre Lund Eriksen

Eigentlich fand ich ja nur den Titel lustig, aber auch der Inhalt konnte mich gut unterhalten. Eine schnelle, kuriose Lektüre, die ich in einem Tauschbücherregal aufgeschnappt habe und es auch dort wieder hinterlegen werde. Ein Jugendroman, der mich auch als Erwachsene zum Schmunzeln gebracht hat.

Arvid ist gerade in seiner wichtige Phase: am Start der Pubertät, er muss cool sein, dabei sein, mit seinen Freunden Abenteuer erleben. Da passt es gar nicht, dass sich eine Eltern getrennt haben und er mit Papa jetzt ins Hinterland campen geht, wo wortwörtlich keine Sau lebt. Nur eben Indiane und ihr schwuler Vater, der anscheinend Arvids Vater ansteckt und auf so manch komische Idee bringt. Auch deren Hündin bringt Arvids Hund Waldo komplett aus dem Konzept und in so manch peinliche Situation.
Unterm Strich ist es eine sehr originelle Erzählung aus Sicht eines 13-Jährigen, der selbst als Softie abgestempelt, coole Abenteuer erlebt, eine Freundin findet, die er natürlich erst komplett doof findet und einen total langweiligen Sommer durchstehen muss, der eigentlich höchst abwechslungsreich ist. Erste Interessen an Mädchen, Verarbeitung von Elterntrennung, Gefühlschaos eines Pubertierenden, Zelten, Grillieren, Fischen... und das aus erster Hand, sozusagen als Tagebuch in kurzen bis längeren Kapiteln, anscheinend im Gästebuch des nördlichsten hinterletzten Plumpsklo in Norwegen. 
Der Schreibstil hat mich sofort eingenommen, weil es tatsächlich so klingt, als würde Arvid seinen Sommer erzählen. Jugendsprache, hallo! Seine Sicht auf Erwachsenendinge, über das Schwulsein, über Mädchen und über liebwütige Hunde sind natürlich kindgerecht und für erwachsene Leser ein müdel Lächeln wert, weil wir es mittlerweilen besser wissen. Doch auch sehr amüsant und meiner Meinung sehr authentisch geschildert.
Eine nette Sommerlektüre für Jugendliche über Jugendliche. Ein Sommer zum durchdrehen... oder eben doch nicht.

4 / 5 Sterne