Rezension

Poetisch, tiefgründig, unvorhersehbar und mitreißend!

Strange the Dreamer - Laini Taylor

Strange the Dreamer
von Laini Taylor

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Lazlo ist ein mitteloser Waise, der nun als junger Mann in der Bibliothek von Zosma arbeitet. Als Einziger interessiert er sich noch für die Legenden von Weep, einer Stadt, die lange für Magie, Wissen und Reichtum stand und von der seit zweihundert Jahren nichts mehr gehört oder gesehen wurde. Seit seiner Kindheit trägt Lazlo wie besessen alles zusammen, was er über die Stadt in Erfahrung bringen kann, und sein heimlicher Wunsch ist es, die Stadt einmal mit eigenen Augen zu sehen. Eines Tages stehen auf einmal die legendären Krieger von Weep vor der Tür - und Lazlo bricht auf auf eine Reise, die sein ganzes Leben verändern wird. Denn die Geheimnisse von Weep sind dunkler, als er es erwartet hätte.

Meine Meinung:

Allein der Schreibstil wäre schon ein Grund, dieses Buch zu lesen. Laini Taylor gehört zu den Autor*innen, die sich durch ihren ganz individuellen, hervorstechenden Schreibstil auszeichnen. Auf poetische Weise beschreibt sie die Geschehnisse, und ich habe es geliebt, einfach nur ihre Beschreibungen zu lesen, die so ungemein malerisch und bildhaft sind, voller Metaphern, aber ohne, dass es zu viel wird.

Aber auch ansonsten sticht dieses Buch aus der Masse hervor. Das Setting ist eine High Fantasy-Welt und der Protagonist Lazlo Strange auf den ersten Blick alles andere als ein Held. Außer vielleicht in seinen Vorstellungen als Kind. Nichtsdestotrotz verbirgt sich dahinter aber ein durchaus vielschichtiger Charakter.
Dabei wird ausgedrückt, wie wenig das Äußere manchmal über das Innere eines Menschen sagt (ein Thema, das durchaus von Bedeutung ist): Obwohl sein Äußeres als brutal und hart beschrieben wird, ist Lazlo vielmehr freundlich, selbstlos und unbekümmert, und auf diese Weise unheimlich liebenswert. Er kümmert sich um seine Mitmenschen, geht offen an sie heran, verurteilt sie nicht und generell ist er einfach ein unheimlich sympathischer Charakter.

Generell lässt sich sagen, dass die Charaktere oft vielschichtig sind. Selbst der unsympathischte Charakter verbirgt mehr, wird nicht einseitig gezeichnet, sondern mit Ängsten, Schwächen, Wünschen. Einige Dialoge sind dabei durch ihren Humor auch sehr unterhaltsam.
Das Buch zeichnet sich auch dadurch aus, dass alle gewissermaßen nachvollziehbare Gründe für ihr Handeln haben, sodass man bei Konflikten oftmals beide Seiten verstehen kann. Somit sind diese Konflikte sehr authentisch. Und so führt das unter Umständen dazu, dass man auch scheinbar moralisch verwerfliche Handlungen bis zu einem gewissen Grad verstehen kann und einem der entsprechende Charakter ein wenig leid tut. Die Autorin zeigt, wie Geschehnisse Hass erzeugen können, der wiederum zerstört.

Ich will euch nicht zu viel von dem World Building verraten, damit ihr es selbst noch entdecken könnt, aber die Ideen der Autorin fand ich unheimlich faszinierend. Wie in einem Sog wurde ich in diese fremde Welt hineingezogen. Und gleichzeitig erhöhte die Ausweglosigkeit der Konflikte die Spannung ungemein. Schon der Prolog lastet wie ein Damoklesschwert über dem ganzen Buch und das Ende hat mich noch einmal komplett geschockt und mitgenommen.

Fazit: Ein unheimlich poetischer und bildhafter Schreibstil entführt in eine faszinierende Welt mit einem unauffälligen, aber sehr sympathischen, freundlichen, offenen und eher ungewöhnlichen Protagonisten und generell sehr vielschichtigen und nachvollziehbar handelnen Charakteren - unterhaltsam, unvorhersehbar und mitreißend!