Rezension

poetische Komplexität

Eine echte Mutter - Saskia De Coster

Eine echte Mutter
von Saskia de Coster

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Geschichte über Gefühle, echt, unverfälschte Gefühle, muss nicht immer eine Liebesgeschichte sein. Das hat Saskia de Coster hier eindrucksvoll bewiesen. Über allem steht die Frage: was macht einen zur Mutter?

Weil der Kinderwunsch von Saskias Freundin Juli ins Unermessliche wächst, gibt Saskia nach und stimmt zu, eine Familie mit Juli zu gründen. Doch als Juli dann Saul auf die Welt bringt, kann Saskia nichts für ihn empfinden. Sie zweifelt an sich, an ihrer Beziehung und daran, ob sie jemals eine gute Mutter sein kann, wenn zwischen ihr und dem Kind gar keine körperliche Bindung war - so, wie Juli sie erfahren hat.

Der Klappentext gibt schon viel her, und was sich lustig anhört - eine Reise zu sich selbst auf einer Hippie-Insel - entwickelt sich zu einem Drama und erzeugt viel mehr Tiefe, als man es aus einer Zusammenfassung herauslesen könnte. Auch in unserer "modernen Welt" ist gleichgeschlechtliche Liebe und der Kinderwunsch in diesen Beziehungen leider immer noch ein Tabuthema.

Durch die verschiedenen Erzählperspektiven ist die Distanz zwischen Saskia und ihrem Sohn gut spürbar geworden. Je größer die Zweifel, desto unüberwindbarer erschien der Graben zwischen Mutter und Sohn. Gerade die Notizen geben einen Eindruck davon, wie komplex die Gefühlslage der Mutter ist und wie groß auch ihre Ängste sind.

Besonders der bildhafte Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Man könnte jetzt denken, dass das zu einer Geschichte mit dieser Thematik überhaupt nicht passt. Aber die fast schon poetische Beschreibung ihrer Gefühle zeigt, wie sehr Saskia sich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Es vermittelt nur einen Bruchteil davon, wie tief die komplexe Thematik in ihr Leben eingreift und auch in ihrer Kindheit verwurzelt ist.

Dies ist definitiv kein Titel für zwischendurch, aber dennoch sehr empfehlenswert.