Rezension

Poetische Sprache, aber ohne Einfühlungsvermögen für Frauen

Die Lotosblüte
von Hwang Sok-Yong

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in Asien und erzählt die Lebensgeschichte von Chong, deren Mutter im Kindbett gestorben ist und die fortan von ihrem blinden Vater großgezogen wird. Von ihrer Stiefmutter wird sie im Alter von 15, noch vor ihrer ersten Regelblutung, an einen sehr alten Chinesen als Konkubine verkauft. Nach dessen Tod gelangt sie durch seinen Sohn in ein Bordell und wird hier zur Kurtisane. Vergewaltigung, Menschenraum, brutale Prostitution nichts bleibt ihr erspart. 

Ich bin immer sehr vorsichtig bei Büchern, die von Frauen handeln aber von Männern geschrieben werden. Und so auch hier. Die Sprache ist selbst in der deutschen Übersetzung noch grandios und auch die Schilderungen der Kultur und teilweise die erotischen Stellen haben mir sehr gefallen. Aber die Person Chong und was in ihr vorgeht, bleiben sehr oberflächlich. Sie sagt, sie nutzt die Männer aus und lacht über diese innerlich und damit bleibt ihre Seele erhalten, selbst wenn sie von mehreren Männern hintereinander vergewaltigt wird. Aber aus meiner Sicht, ist das Innere eine Frau nicht so eindimensional, wie von Hwank Sok-Yong dargestellt. Das hat mich zwischendurch immer wieder geärgert. 

Auch die zeitlich, historische Einordnung war für mich schwierig, da ich mich bisher nicht mit der asiatischen Geschichte befasst habe, etwas mehr Einführung z.B. mit Jahresangaben hätte mir hier schon geholfen. 

Trotz allem fand ich es in weiten Teilen auch ein Vergnügen das Buch zu lesen, wegen der poetischen Sprache und dem Erzählfluss.