Rezension

Poetische Suche nach dem Freund und sich selbst

Arthurs Entführung
von Bernd Desinger

Bewertet mit 4 Sternen

Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers vorfinden mit der Aufgabe, ihren Freund zu suchen. Vorgegeben sind vier grobe Richtungen der Suche sowie eine große Menge finanzieller Mittel. Das Einschalten der Polizei bekäme dem verschwundenen Freund natürlich gesundheitlich nicht gut. Und so schwärmen die Freunde aus in unterschiedliche Himmelsrichtungen, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben...

Dies ist der Beginn der teils poetisch, teils surreal angehauchten Suche nach Arthur, dem fünften Freund der Runde. Getrennt bereisen die Fechtkünstler dabei Länder wie Norwegen, Spanien, Deutschland und die USA, begegnen mysteriösen Menschen, Fabelwesen und einer sprechenden Echse, wie sie das Cover des liebevoll gestalteten Romans ziert. Neben den Protagonisten sind vor allem die Landschaften und deren Eigenarten wunderschön beschrieben, insbesondere in Norwegen und Deutschland.

Statt einer Suche nach dem verschwundenen Freund gestaltet sich diese bei jedem der vier nach und nach eher als Suche nach dem eigenen Ich. Dies wirkt befremdlich, da die Sorge um Arthur in den Hintergrund zu rücken scheint. Doch wenn man bedenkt, dass die Freunde alle an einer Art Wendepunkt ihres Lebens stehen, ergibt deren Handeln durchaus Sinn, unterstreicht die Ziellosigkeit ihrer Suche die Ziellosigkeit ihrer eigenen Leben.

Leider ist dies sowohl Stärke als auch zugleich Schwäche des Romans. Weiß man als Leser nicht, was einen als nächstes erwartet, irren leider auch die Protagonisten manchmal eher planlos durch die Gegend, wodurch die Spannung beizeiten dem Gefühl eines Reiseberichts weicht. Aufgelockert wird das Buch jedoch durch den ein oder anderen surrealen Moment, welche die Freunde erleben und einem kleinen Showdown zum Ende des Romans, welcher die Freunde wieder eint und an ihre eigentliche Aufgabe der Suche erinnert.

Obwohl mir teils die Spannung fehlte und die Protagonisten in einigen Situationen für meinen Geschmack recht unreif handelten, mochte ich das Buch dennoch nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil ist wunderschön poetisch und die Idee, die Freunde völlig planlos auf die Suche nach ihrem Freund zu schicken, einfach zu schön. Leider waren die vier mehr oder minder häufig mit sich selbst statt mit der Sorge um Arthur beschäftigt, was sich zum Glück zum Ende hin etwas legte und die vier hoffentlich wieder zu einem Team für die Folgebände zusammenwachsen lässt.

Mein Fazit: Eine angenehm poetische, teils surreale Suche mit einigen Längen, welche auf jeden Fall Potential für die beiden Folgebände liefert.