Rezension

Poetischer Roman mit ungewöhnlichem Handlungsort

Das Verschwinden der Erde
von Julia Phillips

Bewertet mit 5 Sternen

„Das Verschwinden der Erde“ von Julia Phillips entführt die Leser*innen auf die sibirische Halbinsel Kamtschatka, einem mir bisher unbekannten Ort. Eindrücklich beschreibt die Autorin die dortige Landschaft und die besonderen Gebräuche, so dass sich die Lektüre fast wie eine Reise an diesen abgelegenen Ort anfühlt. Einzigartig ist darüber hinaus der Aufbau des Buchs, denn jedes der zwölf Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Protagonistin erzählt und so wirkt jedes Kapitel fast wie eine eigene Kurzgeschichte. Je tiefer man in das fremde Land und die Stadt Petropawlowsk eintaucht, desto mehr Verbindungen zwischen den Figuren zeigen sich. Die vorgestellten Charaktere sind sowohl vielschichtig als auch bunt gemischt, die Erzählerinnen sind jung, alt, verheiratet oder alleinstehend, kommen aus der Hauptstadt oder aus dem Norden, sind Russinnen oder Ureinwohnerinnen und alle beschäftigt in irgendeiner Weise das Verschwinden der beiden Schwestern. Obwohl ein Verbrechen im Mittelpunkt der Handlung steht würde ich das Buch nicht als Krimi oder Thriller bezeichnen, hier kommen eher Fans von Kurzgeschichten und/oder intensiven Romanen auf ihre Kosten. Wer also nicht Spannung von Anfang bis zum Ende erwartet, darf sich auf eine ruhige aber eindringliche Geschichte freuen, welche mich überzeugen konnte.