Rezension

Polarisiert

Plattform - Michel Houellebecq

Plattform
von Michel Houellebecq

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Plattform" ist nicht für jedermann. In der Figur des Michel findet sich eine Person, welche von der Welt enttäusch ist und der somit alles egal ist. Seine einzige Erfüllung scheint er in seinen Sexabenteuern zu finden, welche ziemlich ausführlich beschrieben werden. Es fiel mir schwer, mich mit ihm zu identifizieren, da er größtenteils auf seine Triebe reduziert wird und ansonsten kalt und abweisend ist. Auch die anderen Figuren bleiben ziemlich unnahbar, sodass der Roman zeitweise sehr steril erscheint.

Der Roman setzt sich mit Tabuthemen wie Sextourismus auseinander: Kann man darüber reden? Kann man offiziell Reisetouren anbieten, welche nur diesem Zweck dienen? Wer macht bei so etwas mit? Wie groß wird der Medienrummel sein? Das Gedankenexperiment ist interessant, scheitert am Ende allerdings. Ärgerlich dabei war die eintretende Katastrophe, welche in diesem Falle einfach viel zu sehr aus der Luft gegriffen war. Die Handlung und auch der Roman findet ein jähes Ende mit Michel, der sich wieder am Anfang befindet, wenn nicht sogar noch viel weiter zuvor.

Ich tue mich ein bisschen schwer mit einer Leseempfehlung: Einerseits ist das Buch ganz amüsant und flüssig zu lesen, andererseits könnten sich "zärtere Gemüter" ein bisschen überfordert fühlen. Man kann den Roman gelesen haben, muss es aber nicht.