Rezension

Politische Gegensätze ziehen sich an

Alles gut -

Alles gut
von Cecilia Rabess

Bewertet mit 5 Sternen

Jess und Josh haben an der gleichen Uni studiert, leben beide in New York und arbeiten seit kurzem in der Finanzbranche bei Goldman Sachs. Ansonsten haben sie jedoch nicht viel gemeinsam. Jess ist eine Schwarze Frau, wuchs bei einem alleinerziehenden Vater auf und wählt Obama, Josh ist weiß, männlich und Republikaner. Dementsprechend können sich die beiden anfangs nicht besonders gut leiden, kommen sich aber trotz der Unterschiede irgendwann langsam näher.

Diese Geschichte hätte leicht in Klischees abrutschen können, doch die Autorin vermeidet dies geschickt, indem sie eine tiefe und vielschichtige Handlung präsentiert. Die wachsende Verbindung zwischen Jess und Josh trotz ihrer politischen Unterschiede ist faszinierend zu beobachten. Man kann sich gut in Jess hineinversetzen, wenn sie anfangs Josh für einen Idioten hält und sich dann langsam, gemeinsam mit dem Lesenden, ihm teilweise annähert.

Dabei ist dieses Buch weit mehr als nur eine Liebesgeschichte. Während die Frage nach der Vereinbarkeit von Freundschaft und Beziehung bei so unterschiedlichen politischen Ansichten im Mittelpunkt steht, beleuchtet Cecilia Rabess auch wichtige gesellschaftliche Themen. Jess, eine Schwarze Frau in einer von weißen Männern dominierten Branche, kämpft täglich gegen Rassismus und Mikroaggressionen. Ihr Weg der Selbstfindung und die Geschichte ihres Vaters fügen weitere Schichten hinzu. Die geschickte Verwebung politischer Ereignisse wie die US-Wahlen verleiht dem Roman zusätzliche Authentizität und Tiefe und macht ihn zu einem Porträt des modernen Amerikas.

"Alles gut" ist ein fesselndes und aufschlussreiches Buch, das weit mehr als eine Liebesgeschichte erzählt. Dabei erzählt die Autorin sehr erfrischend und unterhaltsam, mit viel Sinn für Humor und doch auch tiefgründig. Ein Buch genau nach meinem Geschmack und für mich ein großes Highlight.